• Ladet eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.

     

     

    Petrus 5,7

3 Wünsche 24.12.15

Ein kleiner Junge besuchte seinen Großvater und sah ihm zu, wie er die Krippenfiguren schnitzte. Der Junge schaute sie sich ganz intensiv an, und sie fingen an, für ihn zu leben. Da schaute er das Kind an - und das Kind schaute ihn an. Plötzlich bekam er einen Schrecken, und die Tränen traten ihm in die Augen. „Warum weinst du denn?" fragte das Jesuskind. "Weil ich dir nichts mitgebracht habe", sagte der Junge. „Ich will aber gerne etwas von dir haben", entgegnete das Jesuskind. Da wurde der Kleine rot vor Freude. „Ich will dir alles schenken, was ich habe", stammelte er. „Drei Sachen möchte ich von dir haben", sagte das Jesuskind. Da fiel ihm der Kleine ins Wort: „Meinen neuen Mantel, meine elektrische Eisenbahn, mein schönes Buch ..."?  „Nein", entgegnete das Jesuskind, „das alles brauche ich nicht. Schenk mir deinen letzten Aufsatz."

 

Da erschrak der Kleine. „Jesus", stotterte er ganz verlegen... und flüsterte: „Da hat doch der Lehrer 'ungenügend darunter geschrieben". „Eben deshalb will ich ihn haben", antwortete das Jesuskind. „Aber, warum denn?" fragte der Junge. „Du sollst mir immer das bringen, wo 'ungenügend' darunter steht. Versprichst du mir das?“ „Sehr gern", antwortete der Junge. „Aber ich will noch ein zweites Geschenk von dir", sagte das Jesuskind..., „deinen Milchbecher". „Aber den habe ich doch heute zerbrochen", entgegnete der Junge. „Du sollst mir immer das bringen, was du im Leben zerbrochen hast. Ich will es wieder heil machen. Gibst du mir das auch?" „Das ist schwer", sagte der Junge. „Hilfst du mir dabei?" „Aber nun mein dritter Wunsch", sagte das Jesuskind.

 

„Du sollst mir nun noch die Antwort bringen, die du der Mutter gegeben hast, als sie fragte, wie denn der Milchbecher kaputtgegangen ist." Da legte der Kleine die Stirn auf die Kante und weinte so bitterlich: „Ich, ich, ich ...", brachte er unter Schluchzen mühsam heraus, „... ich habe den Becher umgestoßen, habe ich meiner Mutter gesagt. In Wahrheit habe ich ihn absichtlich auf die Erde geworfen." „Ja, du sollst mir all deine Lügen, deinen Trotz, dein Böses, was du getan hast, bringen", sagte das Jesuskind. „Und wenn du zu mir kommst, will ich dir helfen; ich will dich annehmen in deiner Schwäche; ich will dir immer neu vergeben; ich will dich an deiner Hand nehmen und dir den Weg zeigen. Willst du dir das schenken lassen?" Und der Junge schaute, hörte und staunte ....

Verfasser unbekannt

 

Die meisten Menschen, die diese Geschichte hören, denken vermutlich, dass das eine schöne Geschichte ist. Sie beginnt damit, dass ein Junge seinem Großvater bei der Arbeit zuschaut. Der Großvater schnitzt gerade Weihnachtsfiguren. Ich denke, dass sich jeder von uns diese Situation gut vorstellen kann. Doch das ist nur nebensächlich. Wir erfahren, dass die Holzfiguren für den Jungen zu leben beginnen. D.h. doch, dass der Großvater von dem Ganzen nicht viel mitzubekommen scheint. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Gespräch zwischen dem Jungen und Jesus. Dieses Gespräch empfinde ich als sehr herzerwärmend. Wenn wir allerdings rational an diese Geschichte herangehen, müssen wir feststellen, dass diese Geschichte in den Bereich der Phantasie anzusiedeln ist. Leblose Figuren können nicht zum Leben erwachen und eine Holzfigur, die dazu noch ein Säugling ist, kann nun einmal nicht sprechen. Was bleibt? Ist diese Geschichte also doch nur eine Geschichte? Das Interessante an Geschichten ist, dass in ihnen oft ein wahrer Kern steckt. Lasst uns diese Geschichte also unter die Lupe nehmen und dabei mit der Begegnung zwischen Jesus und dem Jungen beginnen.

 

Der Junge weint, als er Jesus in die Augen blickt. Stellen wir uns doch einmal vor, wir würden Jesus von Angesicht zu Angesicht begegnen. Wie würden wir reagieren? Wären wir sprachlos? Würde unser Herz vor Freude hüpfen? Wären wir verlegen oder gar beschämt? Würden wir weinen wie der Junge? Das ist schwer zu beurteilen. Es gibt Ereignisse, in denen wir nicht sagen können, wie wir reagieren würden, wenn wir sie erleben würden. Aber ich denke, uns würde die Größe Jesu sofort bewusst werden. Und wir würden feststellen, wie klein wir doch sind im Vergleich zu Jesus.

 

Der Junge weint. Er weint, weil ihm beim Anblick Jesu bewusst wird, dass er kein Geschenk dabei hat. Er will Jesus gern etwas schenken, hat aber nichts dabei, was er ihm geben könnte. Das lässt ihn traurig werden. Der Blick in die Augen von Jesus ruft diesen Wunsch in ihm hervor. Dies ist ihm plötzlich ein Herzensanliegen. Ich denke nicht, dass ihm irgendjemand gesagt hat: „Du Junge, falls du mal Jesus begegnen solltest, denk` daran, hab` auf jeden Fall ein Geschenk dabei.“ Meine Eltern, meine Großeltern und auch andere Leute haben mir diese Empfehlung auch nicht auf den Weg mitgegeben. Und ich will ehrlich sein, ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, diesen Tipp meiner Tochter weiterzugeben.

 

Das Interessante ist, dass Jesus tatsächlich bei seiner Geburt reich beschenkt wurde. Die Weisen aus dem Morgenland brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe mit. Dies waren in der damaligen Zeit Kostbarkeiten, die einem Königssohn würdig waren. Die Weisen wussten im Gegensatz zu unserem Jungen in der Geschichte, wem sie begegnen würden. Sie hatten ihre Reise geplant und für entsprechende Geschenke gesorgt. Unabhängig davon, ob sie überrascht waren, das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend vorzufinden, waren sie sich sicher, dass dieses Kind das Königskind war, das sie suchten. Sie ließen sich von den Umständen nicht beirren. Sie hielten an ihrer Vision, dem Stern zu folgen, bis sie den König der Juden finden, fest. Sie hätten auch enttäuscht reagieren und sagen können: „Wir scheinen uns geirrt zu haben. Dieses Kind da in der Krippe, das kann auf keinen Fall der zukünftige König der Juden sein. Gehen wir lieber wieder und lasst uns unsere Gaben wieder mitnehmen.“

 

In unserer Geschichte fordert Jesus drei Sachen von dem Kind ein. Der Junge freut sich, dass Jesus nicht beleidigt ist, weil er keine Geschenke dabei hat, und dass er Jesus im Nachhinein etwas geben darf. Zu diesem Zeitpunkt ist dem Jungen noch nicht klar, um welche Dinge es Jesus geht. Der Junge denkt an materielle Geschenke. Er bietet ihm seinen neuen Mantel, seine elektrische Eisenbahn und sein schönes Buch an. Wir können uns vorstellen, dass der Junge diese Sachen liebgewonnen hat. Auf seinen neuen Mantel war er bestimmt stolz, seine elektrische Eisenbahn war vermutlich sein Lieblingsspielzeug und sein Buch war ein besonderes Buch. Es war ein schönes Buch. Die Reaktion von Jesus fällt kurz und knapp aus. Er sagt dazu nur: „Das alles brauche ich nicht.“ Danach teilt er dem Jungen mit, was er alles möchte.

 

Das erste Geschenk soll der letzte Aufsatz des Jungen sein. Der Junge ist von diesem Wunsch Jesu nicht begeistert. Er erschrickt sogar. Das liegt einfach daran, dass wir mit unseren Geschenken anderen eine Freude machen wollen. Dies trifft auf einen Aufsatz, unter dem unbefriedigend steht, sicher nicht zu. Doch dann erklärt Jesus dem Jungen, warum er gerade diesen Aufsatz haben möchte. Jesus geht es nicht darum, dass wir mit unseren positiven Leistungen zu ihm kommen. Er will, dass wir mit unseren ungenügenden Leistungen zu ihm kommen. Er will die Dinge, in denen wir in den Augen der Welt versagt haben. Zukünftig will der Junge Jesus nun all seine ungenügenden Leistungen bringen.

 

Jesus möchte als zweites Geschenk den Milchbecher des Jungen. Er möchte den Milchbecher nicht, weil er dringend einen Milchbecher benötigt und der des Jungen so wunderschön ist. Jesus weiß, was mit diesem passiert ist. Der Milchbecher ist zerbrochen. Jesus fordert den Jungen auf, ihm zukünftig immer das zu bringen, was er in seinem Leben zerbrochen hat. Der Grund ist einfach: Jesus will es wieder heil machen. Der Junge weiß, dass dies schwer ist. Seien wir doch ehrlich: Es ist nicht einfach zuzugeben, wenn wir etwas kaputt gemacht haben. Ich denke, jeder von uns kann sich an die Situation erinnern, wenn zu Hause oder in der Schule etwas kaputt ging und die strenge Frage der Eltern oder der Lehrer erklang: „Wer war das?“ Bei dieser Frage war doch jeder froh, der denken konnte: „Ich war es nicht!“ Diese Frage klingt bedrohlich, furchterregend und angstmachend. Jesus ist anders. Vor ihm brauchen wir keine Angst haben. Vor ihm brauchen wir uns nicht verstecken. Vor ihm müssen wir uns nicht besser machen, als wir es sind. Das Problem ist, dass wir uns zwar anstrengen können, alles gut machen zu wollen, es wird uns allerdings nicht gelingen. Wir können versuchen, uns konform zu verhalten, keinen Anstoß zu erregen und Leistung zu bringen. Und trotzdem können Dinge oder gar Beziehungen kaputt gehen.

 

Jesus bietet dem Jungen an, ihm alles Kaputtgegangene zu bringen. Weil der Junge weiß, dass dies schwer ist und er dies deshalb aus eigener Kraft nicht schaffen wird, bittet er Jesus um Hilfe.

 

Beim dritten Geschenk, das der Junge Jesus geben soll, muss der Junge bitterlich weinen. Der Junge weiß um seine Lüge. Er ist beschämt. Unter Tränen bekennt er seine Lüge. Jesus zeigt dem Jungen auf, dass er all seine Lügen, seinen Trotz, sein Böses, was er getan hat, bringen soll. Jesus sagt ihm zu, ihm zu helfen, ihn in seiner Schwäche anzunehmen, ihm zu vergeben, ihn an der Hand zu nehmen und ihm dem Weg zu zeigen.

Am Ende kann der Junge nur staunen über Jesus. Mit all dem hat er vermutlich nicht gerechnet. Jetzt möchte ich euch fragen: „Mit was rechnet ihr?

 

Wir feiern heute die Geburt Jesu, den Geburtstag Jesu. Wenn das Ereignis der Geburt Jesu alles wäre, was wir über ihn wissen, würden wir vermutlich keine große Feier machen. Im Gegensatz zu den Weisen im Morgenland, die wussten, dass Jesus der König der Juden ist, wissen wir viel mehr über ihn. Wir wissen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Wir wissen, dass er allerdings nicht als Gott, sondern als Mensch in die Welt gekommen ist. Somit war er den menschlichen Begrenzungen unterworfen. Er fühlte Hunger und Durst, spürte Wärme und Kälte, benötigte Schlaf und musste sich wie die anderen Menschen mit den Dingen des Lebens herumschlagen. Jetzt kann eingewendet werden, dass Jesus die Macht hatte, Wunder zu tun. Also war er doch mehr als ein Mensch in seiner Zeit auf der Erde. Ja, er war mehr. Er war Gottes Sohn, aber er kam als Mensch und nicht als Gott auf die Erde. Schauen wir das genauer an: Ab wann tat er denn Wunder? Am See Genezareth ließ sich Jesus von Johannes dem Täufer taufen und danach wurde er mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt. Erst danach erfahren wir von Wundern. Jesus tat diese Wunder allerdings nicht aus eigener Kraft heraus. Dazu wäre er in seiner menschlichen Gestalt nicht fähig gewesen. Er war sich allerdings sicher, dass geschehen würde, was er befahl. Warum war er sich sicher? Er konnte sich deshalb sicher sein, weil er trotz seiner menschlichen Gestalt in einer engen Beziehung zu seinem Vater und dem Heiligen Geist lebte. Er wusste um den Willen seines Vaters. Daher konnte er in das Leben von Menschen hineinsprechen und die Menschen erlebten Wunder. Jesus kannte nicht nur den Willen seines Vaters, sondern er war auch gehorsam. Er tat den Willen seines Vaters. Er konnte gehorsam sein, weil er vollkommenes Vertrauen zu ihm hatte. Er wusste, dass er Werkzeug seines Vaters war, um den Menschen dadurch die Liebe seines Vaters zu zeigen.

 

Das allein genügt allerdings auch noch nicht, warum Weihnachten so ein wichtiges Fest ist. Was dieses Fest so wichtigmacht ist die Bereitschaft Jesu, den Willen seines Vaters in allem zu erfüllen. Dies beinhaltete auch den Tod am Kreuz. Manche denken, dass der Gott der Bibel grausam ist, weil er seinen Sohn einen solch grausamen Tod hat erleiden lassen. Was sie nicht erfassen ist die Liebe, die hinter dem Ganzen steht. Ja, diese Entscheidung geschah aus Liebe zu uns Menschen heraus. Und Jesus war freiwillig bereit, dieses Opfer zu bringen. Dies geschah auch aus Liebe zu uns Menschen.

 

Gott ist nun einmal ein heiliger Gott. Wenn wir ihm begegnen wollen, ist es erforderlich, dass wir rein sind. Rein sein bedeutet, dass nichts in unserem Leben ist, was uns von Gott trennen könnte. Sünden trennen uns von Gott. Seien wir doch ehrlich: Ein Leben zu führen ohne zu sündigen gelingt keinem von uns. Jesus war der einzige Mensch, dem dies gelungen ist. Und er war bereit, stellvertretend für jeden einzelnen von uns am Kreuz zu sterben. Er war bereit, sein Leben zu geben, damit wir Leben haben. Unser Leben ist auf die Ewigkeit ausgerichtet. Die Frage ist, entscheiden wir uns dafür, die Ewigkeit mit Gott verbringen zu wollen? Dazu genügt es, zu glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist, zu glauben, dass er bereit war, stellvertretend zu uns zu sterben. Die Geburt Jesu ist somit Gottes Geschenk an uns Menschen. Wir müssen nichts tun, um vor Gott bestehen zu können. Der Glaube allein genügt.

 

Wäre es nicht einfacher gewesen, wenn Jesus in seiner Gottheit in die Welt gekommen wäre? Nein! Wir hätten vor ihm nicht bestehen können. Das hätte uns nicht Leben, sondern nur den Tod bringen können.

 

Unser Leben müssen wir uns nicht aus eigener Kraft heraus bewältigen. Jesus hatte den Heiligen Geist als Helfer und seinen Vater, mit dem er in enger Beziehung gelebt hat. Und dies dürfen wir in unserem Leben ebenfalls erleben. Gott will unser Helfer sein. Er will uns beistehen bei den Dingen, die unbefriedigend sind, er will alles Kaputte in unserem Leben heil machen und er will alle Sünde wegnehmen. Lasst uns immer wieder von neuem ein Ja dazu finden.