Gott steht zu seinen Verheißungen
15.12.2019
Jeder von uns hat Wünsche, Träume, Vorstellungen und Visionen, die er erreichen möchte. Unsere Augen sind auf das Ziel, das wir erreichen möchten, gerichtet. Wir setzen all unsere Energie darauf. Vielleicht sind wir sogar risikobereit. Vielleicht stoßen wir aber auch an Grenzen. Doch anstatt auf der Gewinnerseite zu sein, finden wir uns manchmal auf der Seite der Verlierer. Mancher versucht mit Tricks oder gar Betrügereien zu arbeiten und stellt fest, dass ihn das auch nicht ans Ziel bringt. So ähnlich geht es Jakob.
Jakob ist, als er jung war, ein Mann, der viel will und viel wagt. Jetzt kann eingewendet werden, dass er von seiner Mutter dazu ermutigt worden ist. Ich frage einmal naiv: Ist es denn nicht in Ordnung, wenn eine Mutter ihren Sohn unterstützt? Wir müssen genau hinsehen: Bereits als Rebekka schwanger ist, erfährt sie von Gott die Rangfolge ihrer beiden Kinder. Wir lesen in 1. Mos. 25:
22 Und die Kinder stießen sich miteinander in ihrem Leib. Da sprach sie: Wenn es so ist, warum geschieht mir das? Und sie ging hin, den HERRN zu befragen. 23 Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem Schoß; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
Wir wissen: Esau ist der Erstgeborene und Jakob der jüngere von beiden. Und Rebekka will, dass geschieht, was Gott gesagt hat. Sie hat sich, als sie jung war, an Gott gewendet. Sie hat ihn gefragt, wieso Dinge so sind, wie sie sind. Und Gott hat geantwortet. Gott hat sie nicht in Unwissenheit gelassen. Was macht sie mit diesem Wissen? Sie denkt, als sie nun älter ist, Gott helfen zu müssen, damit geschieht, was er zugesagt hat. Anstatt Gott nach seiner Meinung zu fragen, stiftet sie ihren Sohn zum Betrug an. Was tut Jakob? Weißt er seine Mutter zurecht? Lehnt er ihre Hilfe ab, weil er weiß, dass das, was sie ihm rät, Unrecht ist? Nein! Er hat zwar anfangs Zweifel, doch diese sind schnell verflogen. Der Plan seiner Mutter klingt verheißungsvoll und er tut, wie ihm geheißen wird. Er will den Segen seines Vaters. Das ist sein Ziel. Daher wagt er den Betrug. Gelingt sein Vorhaben? Ja! Jakob belügt seinen Vater und diesem fällt der Betrug nicht auf. Isaak ist bereits hochbetagt. Er merkt beim Besuch Jakobs, dass etwas nicht stimmt. Doch er sieht nicht mehr gut. Daher verlässt er sich auf seine weiteren Sinne. Jakob riecht nach seinem Bruder, da er die Kleider seines Bruders anhat. Er fühlt sich so an wie sein Bruder, da er ein Fell an den Händen und am Hals umgebunden hat. Dadurch lässt sich sein Vater täuschen. Jakob hat in diesem Moment vermutlich gedacht: Jetzt habe ich mein Ziel erreicht! Doch er hat Esau und seine Reaktion nicht einkalkuliert. Esau ist verletzt und wütend über seinen Bruder. Bitterkeit entsteht in seinem Herzen. Und er plant den Tod seines Bruders.
Und wieder greift Rebekka ein. Sie bekommt mit, was Esau vorhat und warnt Jakob. Sie fordert Jakob sogar zur Flucht auf. Was hat Jakob das Ganze nun gebracht? Er hat zwar den Segen des Vaters erhalten, doch nun muss er mit den Konsequenzen leben, die sein Betrug mit sich bringen. Er verliert sein Erbe, er muss seine Heimat und seine Eltern verlassen.
Jakob möchte sicher schnellst möglichst in Haran ankommen. Da dieser Ort nicht an einem Tag zu erreichen ist, legt er sich erst, als es bereits nachts ist, zum Schlafen hin. Als Kopfkissen dient ihm ein Stein. Er ist erschöpft und müde. Wir können uns vorstellen, dass die Situation ihm vermutlich sehr zugesetzt hat, auch wenn er seinen Teil dazu beigetragen hat. Er hat vermutlich keine besonders erbaulichen oder frommen Gedanken. Er hat vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, vielleicht ist er traurig über das Zerwürfnis mit seinem Bruder und dem Verlust der Eltern und der Heimat, vielleicht fühlt er sich einsam und wird von Angst geplagt wegen seiner gefährlichen Reise und der ungewissen Zukunft. Vielleicht ist er auch frustriert und verärgert. Der erschlichene Segen Gottes, so scheint es, hat ihm nur Unglück gebracht. Und der Gott seiner Väter scheint ihm ferner denn je zu sein. Und sicher ist er nicht auf eine Begegnung mit Gott eingestellt. Doch, als er einschläft, hat er einen Traum. 1. Mos. 28:
12 Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.
13 Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.
14 Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.
15 Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.
Als Jakob erwacht, kann er sich an seinen Traum erinnern. Er sagt:
16b Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht!
17 Und er fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.
Jakob ist in der Nacht allein an einem verlassenen Ort. Er ist vermutlich müde und erschöpft. Was tut er? Er legt sich zum Schlafen hin. Im Traum spricht Gott zu ihm und Jakob erkennt, dass er an einem heiligen Ort ist. Er erlebt die Gegenwart Gottes. Hätte sich Jakob an diesen Ort begeben, wenn er es gewusst hätte? Vermutlich hätte er einen Bogen um diesen Ort gemacht.
Ist Gott böse oder verärgert über Jakob? Wird Jakob verflucht wegen seiner Sünde? Nein! Das Gegenteil ist der Fall. Gott segnet Jakob und bekennt sich zu seinen Verheißungen, die er Abraham und dessen Nachkommen zugesprochen hat. Sie sind von Isaak auf Jakob übergegangen. Wenn es auch ein erschlichener Segen ist, steht Gott dennoch dazu und bekräftigt ihn.
Hat Jakob verdient, dass Gott zu ihm spricht? Nein! Hat er den Segen Gottes verdient? Nein! Gott weiß, was Jakob getan hat. Und trotzdem kann Jakob in der Gegenwart Gottes bestehen, weil Gott dem Jakob gegenüber gnädig ist. Gott hält trotz des Versagens Jakobs an seinem Plan mit Jakob fest. Jakob hat nicht den Zeitplan Gottes abgewartet. Jakob versuchte, aus eigener Kraft heraus seinen Weg zu gehen. Dabei scheute er sich nicht, seinen eigenen Vater hinters Licht zu führen und seinen Bruder zu hintergehen. Trotzdem erlebt Jakob, dass er von Gott angenommen wird.
Wisst ihr, Gott kann auf krummen Linien gerade schreiben. Er kann bewirken, dass sich sein Heilsplan trotz menschlicher Sünde oder aber auch gerade durch sie entfaltet.
Gott stellt sich in Vers 13 erst einmal vor. Jakob soll wissen, mit wem er es zu tun hat. Danach erhält Jakob die Verheißungen, die Gott bereits Abraham und Isaak gegeben hat:
· die Verheißung, das Land zu bekommen,
· die Verheißung, ein großes Volk zu werden und
· die Verheißung des Segens für alle Völker.
Diese Verheißungen sind an keine Bedingungen geknüpft. Sie sind, was sie sind. Sie sind große Versprechen, die allein in Gottes Liebe ihren Grund haben, nicht im Gehorsam der betreffenden Menschen.
Versprechen, die an Bedingungen geknüpft sind und vom Gehorsam gegenüber dem Gesetz abhängen, hat Gott erst in der Zeit Mose gegeben. Doch in dieser Situation sagt Gott sogar zu einem hinterlistigen Betrüger wie Jakob ja – um des Versprechens an die Vorväter und seiner Liebe willen.
Und dann bekommt Jakob einen besonderen Segen, der auf seine Situation zugeschnitten ist. Gott kennt das Herz Jakobs. Er weiß, was dieser braucht, damit seine Seele ruhig werden kann. Daher sagt Gott ihm zu:
· Ich bin mit dir.
· Ich behüte dich, wo du auch hingehst.
· Ich bringe dich in dieses Land wieder zurück.
· Ich verlasse dich nicht.
Der große Gott, der große Pläne für die Zukunft hat, lässt auch den kleinen Jakob in seiner gegenwärtigen trostlosen Lage nicht im Stich. Er will ihm auf seinem Weg beistehen und alles zum Besten wenden. Wenn sich Jakob auch noch so verlassen vorkommt, so ist Gott doch bei ihm. Die Himmelsleiter, die in seinem Traum vorkommt, ist ein Zeichen dafür. Sie ist die Verbindung zwischen dem so fern scheinenden Gott und dem armseligen Menschen Jakob. Engel bringen das Wort und den Segen des lebendigen Gottes zu ihm herab und nehmen Jakobs Sehnsüchte, Wünsche und Gebete zu Gott hinauf. Die Leiter sagt: Himmel und Erde, Menschenalltag und Gottes weitreichende Pläne sind nicht unüberbrückbar getrennt, sondern Gott schenkt eine nicht abreißende Verbindung dazwischen. Jakob braucht sich nun nie mehr verlassen zu fühlen, denn was er einmal in dieser Nacht sieht, ist eine Wirklichkeit, die ihn unsichtbar sein ganzes Leben lang begleitet und das sind die Worte: „Ich bin mit dir!“
Wow! Da fällt mir nur dazu ein: Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein. (Röm. 8,31b)
Jakob scheint von Gott nur durch die Erzählungen seiner Eltern zu kennen. Er scheint bislang noch nicht erlebt zu haben, dass Gott ihm begegnet ist. Und diese Begegnung findet an einem einsamen Ort statt. Es ist still. Niemand stört. Jakob empfängt in dieser Stille eine wunderbare Verheißung. Wie reagiert er? Er erkennt, wer zu ihm gesprochen hat. Er nimmt die Gegenwart Gott wahr und er empfindet Furcht vor Gott. Und er gibt ein Gelübde Gott gegenüber ab:
20 Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wird Gott mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen
21 und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der HERR mein Gott sein.
22 Und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Steinmal, soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.
Jakob wiederholt die Verheißung Gottes und sagt, dass Gott sein Gott sein wird, wenn dieser die Verheißung erfüllt. Er lässt sich auf Gott ein. Er schaut auf ihn und beginnt, ihm zu vertrauen. Der Gott seiner Väter wird zu seinem Gott. Gott ist nun nicht mehr nur eine Geschichte seiner Vorfahren. Gott wird zu einem Gegenüber, von dem er weiß, dass er ihm vertrauen kann. Und Jakob errichtet zudem ein Steinmal und nennt den Ort Bethel, Haus Gottes.
Genauso wie Gott in Jakobs Leben gesprochen hat, möchte Gott in unser Leben sprechen. Gott kennt deine Situation. Er weiß, was du erlebt hast. Er weiß, in welcher Situation du dich befindest. Er weiß, was du getan hast. Er kennt deine Not, deine Trauer, deine Verletzungen, deine Zweifel, deine Ängste. Und genauso wenig wie Jakob allein war, genauso wenig bist du allein. Gott ist da.
Gott hat sich Jakob offenbart. Jakob hat dies nicht verdient. Und so ist es auch heute noch. Gott will sich auch dir offenbaren. Du musst dir diese Offenbarung nicht verdienen. Gott sagt zu, dass derjenige, der ihn sucht, ihn auch finden wird. Wenn du vor seiner Tür stehst, lässt er dich nicht vor der Tür stehen. Er öffnet sie. Er lässt dich hinein. Er nimmt dich in seinen Arm. Er gibt dir, was du brauchst.
Und wenn Gott vor deiner Tür steht, möchte er eingelassen werden. Er möchte der Herr deines Lebens werden. Es geht ihm nicht darum, dich zu knechten. Es geht ihm darum, dich zu lieben, dich zu segnen, dir zu helfen.
Was tust du, wenn du das Gefühl hast, dass Gott fern von dir ist? Dann sage im Glauben: „An diesem Ort ist der Herr!“. Gott ist da. Er ist da, auch wenn du ihn nicht siehst. Er ist da und er will dir begegnen. Lass es zu. Lass zu, dass er zu deinem Herzen sprechen kann. Er wird dich nicht verurteilen. Er hat auch Jakob nicht verurteilt, sondern ist ihm in Liebe begegnet.
Gott verändert sich nicht. Er war, ist und bleibt derselbe in Ewigkeit. Er hat Jakob seine Sünden vergeben. Er wird auch dir vergeben. Er hat Jakob durch seine Schwierigkeiten geführt. Er wird auch dich durch deine Schwierigkeiten hindurchführen. Er hat Jakob nicht allein gelassen. Er wird auch dich nicht allein lassen.
Gott ist Liebe. Nimm diese Liebe in deinem Herzen auf. Öffne dein Herz, damit seine Liebe in dich hineinfließen kann.
Denke nicht, du bist nicht gut genug! Gott hat alles getan, damit du ihm begegnen kannst. Er hat seinen Sohn geopfert. Durch dieses Opfer ist deine Schuld bereits bezahlt. Durch dieses Opfer darfst du Gottes Gnade voller Vertrauen, voller Freude empfangen. Durch dieses Opfer darfst du Gottes Heilung erfahren. Jesus ist wie die Himmelsleiter die Verbindung zwischen dir und Gott.
Gott hat es möglich gemacht, dass du ihm begegnen kannst. Sei bereit. Gott ist da. Gott steht auch heute noch zu seinen Verheißungen. Du darfst ihn beim Wort nehmen. Er steht zu seinem Wort.
Gott segne dich!