Christsein - ein Lebensstil

02.12.1918

Ich möchte heute mit der Frage beginnen: Wie geht es euch? Was würdet ihr antworten? Jetzt überlegt einmal: Von was ist eure Antwort abhängig? Ich kann jetzt nur für mich sprechen: Es kommt darauf an, wer mich fragt und ob ich mich dem anderen tatsächlich offenbaren will oder kann. Ich frage mich: Möchte ich überhaupt, dass der andere weiß, wie es mir wirklich geht? Kann der andere mit einer ehrlichen Antwort von mir umgehen? Überfordere ich den anderen mit meiner Selbstoffenbarung? Und seien wir ehrlich: Oft genug ist die Frage nur als Floskel gemeint. Wir fragen aus Höflichkeit und rechnen damit, dass der andere sagt: Mir geht es gut!

 

Jetzt stelle ich eine weitere Frage: Wie geht es dir – als Christ? Wenn ich die Frage auf diese Art und Weise stelle, entsteht der Eindruck, als ob wir als Christen eine Rolle ausüben. Ist Christsein für uns eine Rolle, in der wir versuchen, uns wohl zu fühlen? Ist Christsein unser Lebensstil, der sich durch alle Bereiche unseres Lebens hindurchzieht? Und daraus ergibt sich eine weitere Frage: Wie gelingt es uns denn, dass sich unser Christsein als roter Faden durch unseren Tag und durch unser Leben hindurchzieht? Ist das überhaupt möglich?    

 

Wenn wir uns den heutigen Tag einmal genauer betrachten, von was sind wir heute bereits beeinflusst worden? Ich kann sagen, dass es

· die Sonnenstrahlen waren, die mich bereits beim Aufwachen begrüßt haben.

· die freundliche Begrüßung meines Mannes war, als ich nach unten ging.

· das Lächeln meines Mannes war.

· die gute Luft beim morgendlichen Spaziergang.

· die Gedanken, die mich dabei begleitet haben.

 

Das sind Kleinigkeiten und doch können diese meine Stimmung beeinflussen. Bei positiven Erlebnissen werden diese Dinge meine Stimmung positiv verändern. Doch was ist, wenn ich bereits mit Kopfschmerzen aufgewacht bin, mein Mann mürrisch gewesen ist und er mir einen finsteren Blick zugeworfen hat, wenn es draußen bitterkalt, stürmisch oder regnerisch gewesen ist? Würde ich jetzt schlecht gelaunt vor euch stehen? Würde ich heucheln, wenn ich trotzdem Freude ausstrahlen würde? Die Frage ist: Von was ist meine Freude abhängig? Ist sie abhängig von den Ereignissen des Tages oder davon, dass ich mich am Herrn erfreue?

 

Der Zeitgeist übt ebenfalls Einfluss auf den Lebensstil des einzelnen in einer Gesellschaft aus. Was versteht man unter Zeitgeist? Er bestimmt die Art und Weise des Denkens und Fühlens innerhalb eines Zeitalters. Das bedeutet, dass es für eine bestimmte geschichtliche Zeit eine charakteristische allgemeine Gesinnung oder geistige Haltung gibt. Die Mode ist ein gutes Beispiel für den Zeitgeist. Es gibt Phasen, in denen Schlaghosen modern sind. Diese Phase wird abgelöst durch eine andere, in der nur noch Röhrenhosen getragen werden usw. Solche Modeerscheinungen tun keinem wirklich weh. Doch es gibt gesellschaftliche Strömungen, die auf den Lebensstil der Gesellschaft massiven Einfluss haben und die Werte und Normen einer Gesellschaft bestimmen.

 

Johann Wolfgang von Goethe hat die Gefahr des Zeitgeistes erkannt. Er sagte:

 

„Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem Grade triumphiert, dass die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im Stillen verbergen muss, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der denn auch eine Zeitlang sein Wesen treibt.“

 

Schauen wir, was die Bibel über uns und unseren Leben sagt:

 

1. Neue Geburt

 

Joh. 3,3: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren ist, kann er das Reich Gottes nicht sehen.

 

Joh. 5,24: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben und er wird nicht ins Gericht kommen, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

 

Damit haben wir kein Problem. Wir haben Jesus als unseren Herrn und Heiland an- und in uns aufgenommen (Joh. 1,11-13) und wir wissen, dass wir errettet sind.

 

Was passiert, wenn wir das tun?

 

1. Kor. 5,17: Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.

 

Bin ich dadurch ein anderer, ein besserer Mensch? Nach einer Autoreparatur heißt es oft, der Wagen ist wie neu. Deswegen hat sich das Alter des Autos nicht verändert. Das, was kaputt war, wurde repariert, Roststellen wurden entfernt, neuer Lack aufgesprüht und zum Schluss wurde das Auto auf Hochglanz poliert. Es sieht – fast – aus wie neu. Sind wir durch Christus ein neuer Mensch? Nein! Ich bleibe die, die ich bin. Doch es gibt etwas, was neu geworden ist. Was ist neu geworden?

 

·  unsere Stellung vor Gott (Joh. 1:

 

11 Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an;

 

12 so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;

 

13 die nicht aus Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.).

 

· Gott nimmt Wohnung in uns (1. Kor. 3:16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?).

 

Wie war unsere Stellung, bevor wir Gottes Kinder wurden?

 

Gott hat uns erschaffen und will eine Beziehung zu uns haben. Doch wir haben uns gegen ihn aufgelehnt, waren ungehorsam und unsere Sünde trennte uns von Gott. Die Beziehung war abgebrochen.

 

Dieser Trennung waren wir uns – mehr oder weniger – bewusst. Wir haben versucht, durch unsere Aktivitäten Gott wieder nahe zu kommen. An diesen Aktivitäten ist grundsätzlich nichts falsch, doch wir erreichen das uns angestrebte Ziel nicht. Wir können uns damit nicht die Vergebung der Schuld verdienen, die wir auf uns geladen haben, und wir können unsere Beziehung zu Gott damit nicht wiederherstellen. Röm. 3:

 

 

23 denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes

Sünde muss bestraft werden. Röm. 6:23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.

 

Jesus hat diese Strafe stellvertretend für uns auf sich genommen und hat somit eine Brücke gebaut, über die wir zu Gott gelangen. Wichtig ist, dass wir unsere Sünden bekennen und Jesus als unseren Herrn und Erlöser annehmen. Gott Vater nimmt uns als seine Kinder an, wenn wir das tun.

 

1. Petr. 3,18 Denn es hat auch Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, zwar getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. 

 

Was passiert, wenn Gott Wohnung in uns nimmt?

 

Es sollte so sein, dass nun Gott auf dem Thron unseres Herzens Platz nimmt. Zuvor saß unser ICH auf diesem Thron. Die Frage ist: Lassen wir ihn in unsere geheimen Kammern unseres Herzens? Darf er in jede Ecke, in jeden Winkel und in die düsteren Nischen? Darf er der Herr unseres Herzens sein?

 

2. Veränderung

 

Wir sind von Neuem geboren. Wir sind Kinder Gottes. Gott wohnt in uns. Bedarf es da einer Veränderung? Röm. 12:

 

2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

 

Schauen wir uns die Bestandteile dieser Bibelstelle einmal genauer an:

 

2.1  Wir sollen nicht gleichförmig dieser Welt sein.

 

Was heißt das? Wir leben in dieser Welt, doch wir sollen uns nicht vom Zeitgeist dieser Welt in unserem Denken, in unserem Fühlen und in unseren Entscheidungen beeinflussen lassen. Der Zeitgeist ist einem ständigen Wandel unterworfen. Doch Gottes Wort hat Bestand. Gott ändert sich nicht. Hebr. 13:

 

8 Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.

 

2.2  Wir werden dazu aufgefordert uns zu verwandeln.

 

Jetzt frage ich: Reicht es nicht aus, Gottes Kind zu sein? Genügt es nicht, dass Gott in uns wohnt? Warum ist es notwendig uns zu verwandeln?

 

Wenn wir geboren werden, kommen wir als Baby zur Welt. Und so ist es im geistlichen Bereich ebenfalls. Wenn wir Christ geworden sind, sind wir erst einmal Babychristen. Es geht darum, im Glauben zu wachsen und in unserem Lebensstil Jesus ähnlich zu werden. Wie ist das möglich?

 

2.3  Die Verwandlung erfolgt durch die Erneuerung unseres Sinnes.

 

Was braucht ein Baby zum Heranwachsen, damit es sich zu einem Kleinkind entwickeln kann? Es braucht angemessene Speise. Einem Baby brauche ich noch keine feste Nahrung geben, es bekommt Milch. Ist die tägliche Energiezufuhr ausreichend, kann ich davon ausgehen, dass das Baby kontinuierlich und gesund heranwächst. Was hat das mit unserem Thema zu tun. Dazu einige Bibelstellen:

 

1. Kor. 3,2: Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr's noch nicht,

 

Hebr. 5,12: Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speise.

 

Hebr. 5,13: Denn wem man noch Milch geben muss, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind.

 

Geistliche Nahrung ist wichtig. Als Babychrist brauche ich geistliche Milch, feste geistliche Nahrung würde mich überfordern. Doch aus diesen Bibelstellen wird deutlich, dass wir nicht in dem Zustand eines geistlichen Säuglings verharren sollen, sondern im Glauben wachsen sollen. Wir dürfen Gott bitten, dass er den Ackerboden unseres Herzens vorbereitet, damit der Same des Glaubens in uns aufgeht, wächst und reiche Frucht bringt.

 

Wir stehen allerdings in der Gefahr, gesetzlich zu agieren. Diesen Vorwurf mussten sich bereits die Pharisäer von Jesus gefallen lassen. Sie achteten nur noch auf die äußerliche Einhaltung des Gesetzes, doch ihre Herzenseinstellung war von Gott weit entfernt. Das hat Jesus erkannt und sie dafür aufs Schärfste kritisiert. Und das Schlimme war, sie bürdeten diese Gesetzlichkeit auch den Juden auf. Eine weitere Gefahr stellt die Werksgerechtigkeit und Religiosität dar.

 

Ich finde Diskussionen über Verhaltensregeln müßig, die sich nicht an den zwei Geboten orientieren. Diese Diskussionen beginnen meist mit: Als Christ musst du… . Als Christ darfst du nicht…. . So etwas finde ich in der Bibel nicht. Ich möchte euch daran erinnern, mit welchen Worten Gott seine zehn Gebote begonnen hat: Du sollst…. . Es geht Gott nicht um Zwang oder um Druck. Gott möchte, dass wir aus freiem Willen entscheiden, unser Verhalten an seinem Wort zu orientieren. Es geht darum, dass wir sein Wort in uns verinnerlichen und daraus handeln.

 

2.4  Ziel ist, den Willen Gottes zu erkennen.

 

Jesus sagte in Joh. 5: 34  Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.

 

Jesus war in ständigem Kontakt mit seinem Vater und dem Heiligen Geist. Daraus schöpfte er die Kraft, um seinen Dienst zu tun. Dieser bestand darin, den Willen seines Vaters zu tun. Gottes Wille ist das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene. Vertrauen wir darauf? Ist uns bewusst, dass das sein Wille ist? Ist der Wille Gottes das, was uns in unserem Leben antreibt?

 

Zum Schluss möchte ich einige Fragen stellen:

 

Wo stehen wir? Sind wir Babychrist? Sind wir Babychrist, obwohl wir schon viele Jahre Christ sind? Was hemmt uns zu wachsen? Lassen wir zu, dass Gott auf dem Thron unseres Herzens sitzt? Erlauben wir ihm, zu uns zu sprechen? Lassen wir uns von ihm verändern? Orientieren wir uns an seinem Wort? Sind wir gesetzlich geworden? Setzen wir damit unsere Geschwister unter Druck? Ist uns der Wille Gottes wichtig? Kennen wir seinen Willen? Tun wir, was wir tun, aus Glauben?

 

Gott weiß, wo wir stehen und er liebt uns trotzdem.

 

Gott segne euch.