• Ladet eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.

     

     

    Petrus 5,7

Dein Splitter-mein Balken-was tun damit?/12.03.2014

Ich habe heute zwei Dinge mitgebracht. Ich hoffe, ihr seht sie alle. Ok, dann darf mal jemand nach vorne kommen. Also: den Balken habt ihr alle wahrgenommen. Er ist unübersehbar. Der Splitter, der danebenliegt ist dagegen unscheinbar. Er fällt nicht auf. Diese zwei Gegenstände kommen in einer Rede Jesu vor, als er sie über verschiedene Dinge lehrt. Ich lese die Stelle in Lukas 6 vor:

39 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?

40 Der Jünger steht nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.

41 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?

42 Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!

Wer zeigt uns den Weg?

Vers 39 ist für uns alle nachvollziehbar. Jesus stellt zwei rhetorische Fragen:

•    Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen?

•    Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?

Die Antworten sind für uns alle klar. Da muss ich nicht erst darüber nachdenken. Wer blind ist, kann einen anderen nicht an die Hand nehmen und führen. Kommt ein Hindernis, werden sie stolpern. Kommt eine Grube, fallen sie hinein.

Aber Jesus will uns damit auch eine geistliche Botschaft mitteilen. Es gibt Menschen, die geistlich gesehen blind sind. Sie sind blind für die Wahrheit des Wortes Gottes.

Jesus kritisiert bspw. immer wieder die Pharisäer und bezeichnet sie als blind.

Mt. 23:

23 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verzehntet die Minze und den Dill und den Kümmel und habt die wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Recht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.

24 Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seiht, das Kamel aber verschluckt!

25 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, inwendig aber sind sie voller Raub und Unenthaltsamkeit.

26 Blinder Pharisäer! Reinige zuerst das Inwendige des Bechers, damit auch sein Auswendiges rein werde.

Die Pharisäer setzen den äußeren Rahmen, den das Wort Gottes vorgibt, um. Da sind sie vorbildlich. Niemand kann ihnen vorwerfen, gegen das Gesetz Gottes zu verstoßen. Die Menschen bewundern die Pharisäer, weil diese soviel wissen, weil diese so perfekt, so vollkommen wirken. Die Menschen bewundern die Pharisäer, weil sie äußerlich gesehen alles richtig machen. Von Außen betrachtet sind sie rein. Sie haben auf die äußere Reinheit ihre Priorität gesetzt. Das ist das Problem: Die Pharisäer nehmen den Inhalt des Wortes Gottes, das, was eigentlich gemeint ist, nicht wahr. Sie sind gesetzlich. Ihr Glaube ist tot. Sie haben nicht begriffen und nicht ergriffen, was Gottes Wille ist. Ihnen fehlt die Offenbarung durch den Heiligen Geist. Ihnen fehlt das Leben, das nur Gott schenken kann. Sie leben im Fleisch.

Joh. 3,6: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist.

Joh. 6,63: Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.

In der Gefahr, gesetzlich zu leben, stehen wir alle. Das ist nicht nur ein Problem der Pharisäer. Wollen wir ein geistliches Leben führen, benötigen wir eine lebendige Beziehung zu Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Zudem ist es wichtig, dass wir uns immer wieder kritisch hinterfragen, von wem oder was wir uns führen lassen. Wer lehrt uns? Ist es noch Gott und Gottes Wort? Weitere Fragen sind wichtig: Ist das, was die Menschen um mich herum sagen, geistlich? Bin ich noch geistlich oder bin ich blind für manche Dinge in meinem Leben geworden?

Jesus, unser Lehrer, macht sehend!

40 Der Jünger steht nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.

Ein Lehrling kann von seinem Ausbilder nur das lernen, was der Ausbilder weiß. Somit kann er sich nur das Wissen seines Ausbilders aneignen. Will er mehr wissen, muss er zu jemand gehen, der auch mehr weiß. Ein banales Beispiel: Niklas, ein Junge der ersten Klasse, kann seinem kleinen Bruder Jens in Mathematik nur das beibringen, was er selbst gelernt hat. Niklas kennt nur den Zahlenraum bis zwanzig, er kann sich deshalb nur in diesem Zahlenraum bewegen. Er kann in diesem Bereich addieren und subtrahieren. Jens, der sehr motiviert ist, hat das Ganze schnell gelernt. Aber deswegen ist sein Wissen weiterhin begrenzt. Es geht nur bis zwanzig und er kann nur in diesem Bereich addieren und subtrahieren. Mehr konnte er nicht lernen, weil Niklas nicht mehr kann. Jens weiß nun genauso viel wie Niklas.

Schüler eines jüdischen Rabbi durften und konnten nichts anderes lehren als das, was sie bei ihrem Rabbi gelernt hatten. Sie konnten nicht über ihren Rabbi hinauswachsen oder ihn gar übertreffen. Dies gilt auch für uns.

Jesus ist unser Meister, wir sind seine Jünger. Wir werden nie über ihm stehen. Wir können alles, was er weiß, von ihm lernen, wenn wir dazu bereit sind, wenn wir uns danach ausstrecken. Jesus ist vollkommen. Er ist nicht nur vollkommen aufgrund seines Wissens, sondern auch aufgrund seines Wesens. Er lebt, was er lehrt. Er lehrt, was er lebt. Deshalb geht es auch bei uns nicht nur um das Wissen, sondern um die Umsetzung dessen, was er uns lehrt. Bleiben wir bei der Wissensvermittlung stehen, werden wir zu blinden Pharisäern, die das Wesentliche nicht begriffen haben.

Jesus sagt weiter: Wenn der Jünger vollkommen ist, ist er wie ich. Es gibt keine Steigerung von Vollkommenheit. Jesus ist vollkommen. Unser Ziel sollte sein, so zu werden wie er. Wir werden in unserem Leben diese Vollkommenheit nicht erlangen, aber wir können uns danach ausstrecken, ihm ähnlich zu werden. Wir können uns danach ausstrecken, von ihm lernen zu wollen und so zu leben, wie er es lehrt. Uns sollte nicht wichtig sein, wie wir nach Außen wirken und was die Menschen von uns denken. Wichtig ist, wie es in uns drinnen, in unserem Herzen, ausschaut und wie Gott uns sieht. Menschen können wir etwas vormachen. Gott kennt uns, ihn können wir nicht täuschen. In 1. Sam 16,7 lesen wir:

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.

Der Balken und der Splitter im Auge

41 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?

42 Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!

Das Auge ist eines unserer fünf Sinnesorgane. Mit den Augen sehen wir, was um uns herum ist. Wir nehmen damit unsere Umwelt wahr. Wir sehen den Weg, der vor uns liegt. Wir erkennen Hindernisse und können diesen ausweichen. Wir sehen die Grube vor uns frühzeitig und werden nicht hineinfallen. Behindert irgendetwas in unserem Auge die Sicht, kann dies dazu führen, dass wir Dinge nicht mehr genau erkennen. Es kann sogar passieren, dass wir dadurch erblinden.

Es gibt zwei Bilder für das Auge:

•    Lk .11,34:

Die Leuchte des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge lauter ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster.

Wie ist unser Auge beschaffen? Ist es lauter? Lauterkeit hat mit Wahrhaftigkeit Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit zu tun. Es liegt an mir, ob mein Auge lauter ist. Es ist meine Verantwortung. Meine Sehgewohnheiten beeinflussen die Eigenschaften meines Auges. Befasse ich mich mit bösen Dingen, ist mein Auge böse und mein Leib wird finster. Befasse ich mich mit guten Dingen, bleibt mein Auge lauter und in mir ist es hell.

•    Eph. 1,18:

Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist…

Hier ist von den Augen des Herzens die Rede. Wir können also Dinge, die geistlichen Dinge, mit unserem Herzen sehen. Jesus ist Licht und er ist derjenige, der Licht in unser Herz bringt. Er erleuchtet die Augen unseres Herzens, damit wir Wissen, Erkenntnis erlangen. Er will nicht, dass wir unwissend und blind bleiben für.

Jesus spricht aber nicht nur vom Auge, sondern auch von einem Balken und einem Splitter. Ein Balken oder ein Splitter in meinem Auge schränkt meine Sehfähigkeit ein. Ein Balken ist unübersehbar und lässt sich nur mit Kraftaufwand herausziehen. Ich benötige zwei Hände dafür. Ein Balken im Auge schränkt meine Sehfähigkeit immens ein. Er nimmt mir nicht nur die Sicht, um Sehen zu können, sondern macht mein Auge kaputt. Ich bin blind. Ein Splitter ist im Vergleich zu einem Balken winzig. Ich sehe ihn nicht immer, aber ich spüre ihn. Er stört mich, aber ich kann dennoch etwas sehen. Ein Splitter ist leicht und beweglich. Mit zwei Fingern kann ich ihn mühelos in die Hand nehmen.

Was kann ein Splitter oder ein Balken sein? Es handelt sich auf jeden Fall um etwas, was unsere Sehfähigkeit auf die Dinge blockiert, die uns Jesus lehren möchte. Ein Beispiel: Ich weiß von einem Mann, der weiß, dass Gott Liebe ist. Er weiß, dass Gott die Menschen liebt. Er glaubt aber, dass Gott ihn persönlich nicht mehr liebt. Dies glaubt er, weil er seit zwei Jahren krank ist und von Gott bislang nicht geheilt wurde. Er erlebt, dass sein Leiden immer schlimmer wird. Er ist der Meinung, dass Gott ihn längst geheilt hätte, würde er ihn lieben. Er ist der Meinung, dass Gott sein Leid nicht zulassen würde, würde Gott ihn lieben. Was ist passiert? Der Mann glaubt, Gott ist Liebe. Aber er glaubt nicht mehr, dass dies auf ihn und sein Leben zutrifft. Er glaubt zwar noch an Gott, aber seine Vorstellung von Gott, sein Bild von Gott ist verschoben. 

Vorstellungen, Bilder, Meinungen über Gott, die nicht dem Wort Gottes entsprechen, können zu Splittern und Balken in unserem Auge werden. Sie blockieren das Licht Jesu. Wir verstehen geistliche Dinge nicht mehr, weil sein Licht nicht mehr zu uns durchdringen kann. Die Folge ist, dass wir in unserem Handeln auch nicht mehr mit dem Willen Jesu übereinstimmen können.

Interessant ist, dass wir die Splitter im Auge der anderen sehen können. Jesus fragt: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge? Eigentlich ist das gut, denn einen Vers weiter sagt er: sieh … zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst! Wir haben also einen klaren Auftrag. Wir sind aufgefordert, den Splitter des anderen zu nehmen und herauszuziehen. Aber es gibt eine Bedingung dafür. Bevor wir uns um den Splitter des anderen kümmern, haben wir erst den Balken in unserem Auge zu entfernen. Wir scheinen aber ein Problem damit zu haben, den eigenen Balken zu sehen.

Jetzt können wir uns frustriert zurückziehen und sagen: Dann halte ich zukünftig meinen Mund und schweige. Ich will dem anderen nicht auf die Füße treten, ich will ihm nicht zu nahe kommen. Ich sage ihm nicht, dass ich einen Splitter bei ihm sehe. Ich bemühe mich auch nicht darum, diesen herauszuziehen. Ich will ja kein Heuchler sein. Jesus sagt das ganz deutlich: Ich bin ein Heuchler, wenn ich den Splitter des anderen sehe, aber meinen Balken nicht entdecke. Aus Angst, ein Heuchler zu sein, schweige ich zukünftig. Leute, das ist nicht das, was Jesus sagt. Wenn wir diesen Schluss aus den Wort Jesu ziehen würden, würde das bedeuten, dass wir uns selbst gegenüber und dem anderen gegenüber gleichgültig geworden sind.

Wir haben in erster Liebe Verantwortung für uns und unser geistliches Leben. Jesus ist gekommen, um uns, die wir blind waren und vielleicht manchmal noch sind, sehend zu machen. Er ist gekommen, um uns zu retten und um uns zu lehren. Das kann er nur, wenn wir in Beziehung zu ihm leben. Er hat alles für uns getan. Er gab sogar sein Leben für uns hin. Das tat er aus Liebe. Aus Liebe zu seinem Vater und aus Liebe zu uns. Dies war Gottes Plan aus Liebe zu uns. Diese Liebe macht uns fähig, uns selbst zu lieben. Sie ist unsere Motivation, um Jesus nachzufolgen. Unser Blick fällt in erster Linie auf uns und unser Leben. Uns wird im Licht Jesu bewusst, wo wir uns ändern sollen.

Erst dann richten wir unseren Blick auf den Nächsten. Auch für ihn haben wir Verantwortung. Wir wissen, wir sollen ihn lieben, wie wir uns selbst lieben. Durch Gottes überwältigende Gnade wird uns das gelingen. Er hilft uns, barmherzig zu sein. Er hilft uns, anderen zu vergeben. Er hilft uns, andere nicht zu verurteilen, sondern ihr Tun und ihr Denken zu beurteilen. Er hilft uns, andere so zu sehen, wie er sie sieht. Er hilft uns, einander beizustehen auf dem schmalen Weg zum Himmel.

Ich frage euch, wer kann wider uns sein, wenn Gott für uns ist? (Röm. 8,31). Lasst uns in diesem Bewusstsein den Weg mit Jesus gehen. Der Herr segne euch!