• Ladet eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.

     

     

    Petrus 5,7

Glück/12.03.2014

Ich möchte heute über Glück sprechen. Dazu möchte ich euch eine kleine Geschichte vom Glück vorlesen:

Es war einmal ein alter Mann, der Mann besaß ein wunderschönes Pferd, einen Schimmelhengst, um den ihn alle im Dorf beneideten. Als der König von dem Hengst hörte, wollte er ihn unbedingt besitzen. Er bot einen fantastischen Preis, aber der alte Mann sagte: "Dieses Pferd ist mein bester Freund. Ich kann doch meinen besten Freund nicht verkaufen." Der König bot mehr und mehr Geld, aber der alte Mann gab sein geliebtes Pferd nicht her, obwohl er in bitterer Armut lebte.

Eines Tages war der Hengst verschwunden. Nachbarn kamen und sagten: "Du Dummkopf, warum hast du das Pferd nicht an den König verkauft? Nun ist es gestohlen worden, und du hast gar nichts mehr. Was für ein Unglück!" Der alte Mann schüttelte den Kopf: "Keiner weiß, ob es ein Unglück war. Das Pferd ist nicht im Stall. Mehr wissen wir nicht." Die Leute lachten den Alten aus. Sie hatten schon immer gewusst, dass er ein bisschen verrückt war. Ein paar Tage später war der Hengst wieder da. Und mit ihm waren zwölf Wildpferde gekommen, die sich dem Hengst angeschlossen hatten.

Jetzt waren die Leute im Dorf begeistert. "Du hast Recht gehabt", sagten sie zu dem alten Mann. Das Unglück war in Wirklichkeit ein Glück. Diese herrlichen Wildpferde - nun bist du ein reicher Mann... "

Der Alte sagte: "Das Pferd ist wieder da. Das wissen wir. Ob die Wildpferde ein Glück sind, kann niemand sagen. Das Leben geht seinen eigenen Weg. Man soll nicht urteilen. Sagt einfach, das Pferd ist zurückgekommen. Ihr lest nur ein einziges Wort in einem Satz; wie könnt ihr das ganze Buch beurteilen?"

Die Dorfbewohner schüttelten den Kopf über den wunderlichen Alten. Warum konnte er nicht sehen, was für ein unglaubliches Glück ihm widerfahren war? Am nächsten Tag begann der Sohn des alten Mannes, die Pferde zu zähmen und zuzureiten. Nach einer Woche warf ihn eine Stute so heftig ab, dass er sich beide Beine brach. Die Nachbarn im Dorf versammelten sich und sagten zu dem alten Mann: "Du hast Recht gehabt. Das Glück hat sich als Unglück erwiesen. Dein einziger Sohn ist jetzt ein Krüppel. Und wer soll nun auf deine alten Tage für dich sorgen?"

Aber der Alte blieb gelassen und sagte zu den Leuten im Dorf: "Mein Sohn hat sich die Beine gebrochen. Wer weiß, was das zu bedeuten hat? Das Leben kommt in kleinen Stücken, mehr bekommt ihr nie gleichzeitig zu sehen. Warten wir ab..."

Ein paar Wochen später begann ein Krieg. Der König brauchte Soldaten, und alle wehrpflichtigen jungen Männer im Dorf wurden in die Armee gezwungen. Nur den Sohn des alten Mannes holten sie nicht ab, denn den konnten sie an seinen Krücken nicht gebrauchen. Der ganze Ort war vom Wehgeschrei erfüllt, weil dieser Krieg nicht zu gewinnen war und man wusste, dass die meisten nicht nach Hause zurückkehren würden. Sie kamen zu dem alten Mann und riefen:

"Ach, was hast du wieder für ein Glück gehabt!". Der Alte schüttelte den Kopf und sagte: "Wer weiß, wer weiß ... Das Glück ist am Ende nur bei dem, der vertrauen kann. Denn nur Gott, der das Ganze überblickt, weiß, ob dies ein Segen oder ein Unglück ist."

Der Mann in dieser Geschichte ist weise und besonnen. Er lässt sich nicht von den verschiedensten Situationen und Schwierigkeiten des Lebens aus der Ruhe bringen. Er bewertet sie nicht in positiv oder negativ, sondern akzeptiert, was kommt. Er zieht aus den jeweiligen Situationen auch keine voreiligen Schlüsse. Als sein Pferd zurückkam, hätte er vor Freude Luftsprünge machen können. Er tat es nicht. Als sein Sohn verunglückte, hätte er traurig sein und jammern können. Auch hier tat er es nicht. Er hat jedes Mal die Konsequenzen abgewartet.

Mir ist aufgefallen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Glück haben und glücklich sein. Ich kann Glück haben, muss aber dennoch nicht glücklich sein. Andererseits kann ich glücklich sein, ohne im Voraus Glück gehabt zu haben. Glück haben heißt, dass ich durch eine Situation begünstigt worden bin. Wir sprechen davon, wenn wir bspw. nur knapp einen Unfall vermeiden konnten, wir in einem Spiel gewonnen haben oder durch Zufall einen Vorteil erlangen. Glücklich sein ist dagegen ein subjektives Empfinden des Wohlbefindens. Dabei kann es sich um Glücksmomente oder um einen dauerhaften Zustand  des Glücksgefühls handeln.

Der Mann aus der Geschichte scheint sich dieses Unterschieds zwischen Glück haben und glücklich sein bewusst gewesen zu sein. Am Ende wird deutlich, warum er so gelassen reagieren konnte: Er hatte Vertrauen in Gott. Vielleicht wurde der Verfasser dieser Geschichte von Psalm 37, 2-5 inspiriert. Dort lesen wir:

Verlass dich auf den Herrn und tu, was recht ist;

dann bleibst du im Land und wohnst in Sicherheit.

Suche dein Glück beim Herrn:

Er wird dir jeden Wunsch erfüllen.

Überlass dem Herrn die Führung in deinem Leben; vertrau doch auf ihn,

er macht es richtig!

Auf wen verlassen wir uns?

Wo suchen wir unser Glück?

Wer hat die Führung in unserem Leben?

Wem gehört unser Vertrauen?

Die Antwort sollte sein: Es ist der Herr, mein Gott!

Aber ist er es wirklich?

Ich weiß nicht, ob ihr diese Situation kennt. Ihr seid ganz nah bei Gott, erlebt seine Nähe und fühlt euch geborgen. Ihr seid glücklich. Einige Wochen später fragt ihr euch aber: Was ist passiert? Wo ist Gott? Er war doch gerade noch da? Wo ist seine Nähe geblieben? Warum erlebe ich ihn nicht mehr? Warum fühle ich mich nicht mehr geborgen? Dieser Prozess geht meist schleichend vor sich. Deshalb ist es für uns nicht immer nachvollziehbar, wie das passieren konnte. Schauen wir uns einmal mögliche Gründe dafür an.

Wir wissen, dass es den einen gibt, der uns hindern will, ein Leben in Gottes Gegenwart zu führen. Er will uns lähmen oder uns in einen sinnlosen Aktionismus verstricken, indem er uns belügt. Sein Ziel ist, dass unser Alltag nicht mehr von der Sehnsucht geprägt ist, Gott zu suchen und bei ihm das Gute für unser Leben zu erwarten. Er belügt uns und will uns der Dinge berauben, die uns Gott schenken möchte. Von wem spreche ich? Ich meine natürlich Satan.  Wir lesen in Joh. 8, 44: „…er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“  Und in Joh. 10,10 steht: „Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen.“ Wie macht er das? Er beobachtet uns und greift in dem Moment in unsere Lebenssituation ein, wenn wir es nicht erwarten

Die erste Lüge entsteht dadurch, dass wir uns in Frage stellen:  „Wer bin ich  denn, dass ich…?“ Stellt euch vor, wir haben gerade eine Situation erlebt, in der wir schwach waren, in der wir versagt haben oder wir mit unserem schuldhaften Verhalten konfrontiert worden sind. Dann taucht der Gedanke auf: Wer bin ich denn, dass ich denke, gut genug zu sein, um etwas zu bewegen? Wer bin ich denn, dass ich denke, wichtig zu sein? Wer bin ich denn, dass ich denke, Gott könnte mit mir etwas anfangen? Wenn ich diesem Satz glauben schenke, ziehe ich mich entweder zurück und gebe auf, oder ich verstricke mich in einen Aktionismus, um mir und anderen zu beweisen, dass ich jemand bin. Das Problem ist, dass wir nicht merken, dass wir einer Lüge aufsitzen. Wir vergessen dabei, was Gott über uns denkt. Wir vergessen, wie er uns sieht? Wir vergessen, was er für uns getan hat?

Gott hat uns berufen! Warum hat er das getan? Hat er es getan, weil wir so toll und perfekt sind, weil wir so fromm und leistungsorientiert sind, weil wir so viele Begabungen haben? Nein! Er hat uns berufen – einfach so, um uns zu beschenken. Sein erstes Anliegen ist nicht, uns in den Dienst zu nehmen, sondern in Beziehung mit ihm zu leben. Betrachten wir hierzu Mk. 3,14. Hier finden wir die erste Begründung, warum Jesus die Jünger berufen hat: damit sie bei ihm seien! Sie wurden zuerst in die Beziehung gerufen, danach erst in den Dienst (V15). Er hat jeden einzelnen bei seinem Namen gerufen. Das ist von Bedeutung. Wenn ich in einen Dienst berufen werde, bin ich ersetzbar. Wenn ich aber mit meinem Namen berufen werde, bin ich durch niemand anderen zu ersetzen. Ich bin für Gott unersetzbar!

Gott antwortet auf deine Frage nach dem „Wer bin ich denn, dass ich…“. Er sagt: „Du bist von mir angenommen. Du bist mein Kind. Du wurdest von mir berufen bei deinem Namen! Du bist auch in meine Nachfolge gerufen! Du bist jemand, mit dem ich etwas anfangen will! Mit dir will ich Geschichte schreiben! Der bist du!“

Wir entscheiden, ob wir auf die Lüge Satans einsteigen und ihr glauben oder ob wir uns Gott  und seiner Wahrheit zuwenden.

Die zweite Lüge wird aus den Enttäuschungen geboren, die wir mit Gott scheinbar erlebt haben. Sie lautet: „Wer bist du denn, dass ich…?“ Wir haben Gott um Hilfe gebeten – sie kam nicht. Wir haben Gott um Kraft gebeten – er hat es nicht getan. Wir haben Gott um Veränderung gebeten – er hat geschwiegen. Wir wurden enttäuscht. Das schmerzt. Von Gott enttäuscht worden zu sein, bedeutet aber letztlich doch nichts anderes, als dass eine Täuschung weggenommen wird. Gott ist anders, als ich ihn mir gedacht habe. Mein Bild von Gott hat nicht dem entsprochen, wie Gott ist. Wir sind in der Beziehung zu Gott herausgefordert, ihn kennen zu lernen und ihm zu vertrauen. Ob ich ihm wirklich vertraue, merke ich an meinem Lebensstil. Tue ich das, was Gott will? Bin ich gehorsam? Nehme ich ihn ernst, wenn er mich auffordert, etwas zu tun oder zu unterlassen? Darf Gott „Nein“ zu meinen Plänen, Vorstellungen und Wünschen sagen? Vertraue ich darauf, dass Gottes Horizont größer ist als meiner? Entlasse ich Gott aus dem Bild, das ich mir von ihm gemacht habe? Wie entscheiden wir uns?

Haben wir uns zum Gehorsam entschieden, kommt die dritte Lüge. Sie stellt die Umsetzung in Frage und lautet: „Das kann nicht gehen!“ Es gibt so viele plausible Argumente, die den Weg mit Gott als zu riskant erklären. Sie bewirken, dass wir nicht losgehen, obwohl wir uns zuvor dafür entschieden haben. Wir beginnen zu debattieren und einen Weg zu finden, mit Gott zu gehen, ohne wirklich losgehen zu müssen. Die Argumente klingen vernünftig. Satan kleidet sich diesmal mit dem Gewand des gesunden Menschenverstandes. Die Entscheidung liegt bei uns. Glauben wir den Argumenten Satans, der uns scheinbar vor Gefahren bewahren will oder vertrauen wir Gott. Vertrauen wir darauf, dass Gott unsere Sicherheit ist, dass er uns Gelingen schenkt und dass wir ankommen? Gott verlangt nicht von uns, dass wir alle Probleme lösen, bevor wir losgehen. Er erwartet, dass wir trotz auftretender Probleme losgehen und ihm vertrauen. Dadurch verlassen wir den sicheren Rahmen unserer Möglichkeiten und lernen Gottes Möglichkeiten kennen. Tun wir unser Mögliches und vertrauen wir darauf, dass er den Weg mit uns geht und das für uns Unmögliche dazu tut?

Die vierte Lüge basiert auf Menschenfurcht. Wir lassen uns verwirren von dem Gedanken: „Was werden die anderen sagen?“ Hier stellt sich die Frage: Was ist uns wichtiger? Die Meinung anderer oder der Auftrag und Wille Gottes? Haben wir Angst davor, was andere denken? Glauben wir, dass wichtiger ist, was Gott sagt oder das, was Menschen sagen? Achten wir darauf, wer unser Ratgeber ist? Warum ist das wichtig? Ein guter Rat kommt von jemand, der uns hilft, uns auf Gott auszurichten. Machen wir uns bewusst: Gott ist Liebe. Seine Anweisungen entspringen seiner Liebe. Ihre zentrale Bedeutung ist, dass wir dadurch die Beziehung zu ihm leben und pflegen können. Gott gehorsam zu sein bedeutet, dass wir ihm nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vertrauen.

Die fünfte Lüge entspringt der Angst, mich irren zu können. Die Gefahren und Schwierigkeiten, denen wir begegnen, wenn wir uns auf den Weg machen, sind real. Die Frage, irre ich mich, ist berechtigt. Sie erzeugt eine Spannung in uns. Die Frage ist: Halten wir aus, dass wir uns irren könnten? Wenn wir diese Spannung aushalten, bringt sie uns in die Nähe Gottes. Weil uns bewusst ist, dass wir uns irren könnten, suchen wir Gottes Hilfe. Vertrauen wir darauf, dass Gott uns durchträgt, dass er uns ans Ziel bringt? Vertrauen wir trotz unserer Zweifel? Gott liebt uns, das ist eine Tatsache. Er wird uns nicht in die Irre gehen lassen und wir werden nicht verloren gehen. Wir dürfen deshalb unsere Sicherheit bei Gott suchen. Er geht den Weg mit uns, er ist immer da und zwar unabhängig davon, ob wir alles richtig machen oder nicht.

Die sechste Lüge beruht auf der Anklage Satans: „Warum sollte es diesmal klappen? Wie oft willst du denn noch versagen?“ Wir wissen, diese Anklage stimmt. In unserem Leben sind einige Niederlagen, Fehlentscheidungen, Sünde und Fehlverhalten zu finden. Wir denken: Eigentlich müssen wir es doch dieses Mal richtig machen. Wir dürfen keine Fehler machen, nicht versagen, nicht  stolpern oder hinfallen, sondern müssen siegesgewiss dem Feind entgegengehen und jedes Hindernis mühelos überwinden – zur Ehre des Herrn. Wo steht das in der Bibel? Betrachten wir die Glaubensväter? Haben sie alles richtig gemacht? Nein! Gott wurde mit ihren Lebenssituationen, ihren Fehlern, ihren Sünden und ihren Niederlagen fertig. Vertrauen wir darauf, dass er auch mit unseren Lebenssituationen, unseren Schwierigkeiten, Fehlern usw. fertig wird? Vertrauen wir darauf, dass wir in Jesus Vergebung haben und Heilung erfahren? Was antworten wir, wenn Satan uns anklagt? Erstarren wir vor Panik oder antworten wir: „ Du hast Recht! Aber trotzdem hast du zu gehen und den Mund zu halten, weil Jesus am Kreuz für all deine Anklagen bereits bezahlt hat. Jesus trägt mich und führt mich, auch wenn ich nicht alles richtig mache. Er ist meine Rechtfertigung und in meiner Schwachheit ist er mächtig ( 2. Kor. 12,9-10). Halten wir uns daran fest? Schöpfen wir daraus Mut?

Jesus vergibt uns, das sagt er uns zu (1. Joh.1,9). Dafür ist er gestorben. Wir müssen uns nicht schämen, wenn wir versagen, wir müssen uns nicht verstecken, wenn wir in Sünde fallen. Verstecken wir uns, sind wir allein. Das ist Ziel Satans. Allein haben wir gegen ihn keine Chance. Wir dürfen aber jedes Mal aufs Neue die Vergebung Jesu in Anspruch nehmen. Durch die Vergebung wird die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt und wir sind nicht mehr allein. Er holt uns aus der Einsamkeit in das Licht seiner Liebe. Schuld zu bekennen und umzukehren ist das sichtbare Vertrauen in Gott. Wir vertrauen darauf, dass seine Liebe stärker ist und dass er treu zu uns hält. Diese Gewissheit lässt uns Glück empfinden. Unser Glücksempfinden ist nicht abhängig von unserer Lebenssituation, sondern allein von der Beziehung zu Gott. Deshalb lasst uns täglich die Nähe Gottes suchen und ihm vertrauen.

Zum Abschluss möchte ich uns Psalm 1,1 zusprechen:

 1 Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt,

2 sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!

3 Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm.

Daraus folgt: Suche dein Glück beim Herrn und du bist glücklich.

Gott segne euch!