In Christus leben

26.05.2019

Ich möchte heute eine Geschichte von Mark Twain nacherzählen.

 

Ein König und eine Königin fuhren in einer Kutsche mit ihrem neugeborenen kleinen Prinzen vom Krankenhaus nach Hause. Ihre Kutsche stieß dabei mit dem Karren eines armen Bettlers zusammen. Der arme Mann brachte auf diesem Karren seine Frau und ihr neugeborenes Baby vom Haus der Hebamme in sein Zuhause. In dem Durcheinander des Geschehens vertauschten die beiden Paare aus Versehen die Babys und so gelangte der kleine Prinz in das Haus des Bettlers, um von ihm und seiner Frau aufgezogen zu werden.

 

Als das Baby zu einem Jungen herangewachsen war, wurde er gezwungen, auf die Straße zu gehen und um Essen zu betteln. Ohne es zu wissen, waren es eigentlich seine eigenen Straßen, auf denen er bettelte, da sie seinem wirklichen Vater, dem König, gehörten. Tagein und tagaus ging er zum Schloss und schaute durch den eisernen Zaun auf den kleinen Jungen, der dort spielte, und sagte zu sich selbst: „Wenn ich doch nur ein Prinz wäre".

 

Wir wissen etwas, was der Junge, der bei den armen Leuten wohnt, nicht weiß. Der Junge wünscht sich, ein Prinz zu sein, obwohl er bereits ein Prinz ist. Er ist ein Prinz, obwohl er nicht die Kleider eines Prinzen trägt. Er ist ein Prinz, obwohl er nicht im Königshof lebt. Und er ist ein Prinz, obwohl er nicht so lebt wie ein Prinz. Und er ist ein Prinz, obwohl er sich nicht so fühlt. Das Problem ist: Er kennt seine Abstammung nicht. Er weiß nicht, dass er königliches Blut in sich hat. Er kennt seinen Vater nicht. Er weiß nur das, was ihm gesagt wird. Sein Leben deprimiert ihn. Jetzt können wir fragen: Hat er denn einen Grund deprimiert zu sein? Der Junge wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er muss sich durch Betteln seinen Lebensunterhalt verdienen. Und er sieht das Leben des Jungen, der seinen Platz am Königshof eingenommen hat. Dieser wächst sorglos heran und hat Zeit für Spiel und Spaß. Und der junge Bettlersohn, der eigentlich der Prinz ist, sehnt sich nach einem Leben am Königshof.

 

Wir alle, die wir hier sitzen, sind nicht nur Geschöpfe Gottes, wir sind sogar Kinder Gottes. Wir gehören zu Gott. Und das seit dem Tag, an dem wir ihn angenommen haben und dadurch von Neuem geboren wurden (Joh. 1,11-13/ Joh. 3,3). Wir sind Söhne und Töchter des Königs der Könige. Doch leben wir wie Söhne und Töchter des Königs der Könige. Was beinhaltet das?

 

1. Wir sind königliche Erben. 

 

Gal 4,7: Du bist al­so nicht län­ger ein Skla­ve, son­dern Sohn! Und wenn du Sohn bist, dann hat Gott dich auch zum Er­ben ge­macht.

 

Benehmen wir uns denn wie Erben Gottes? Dazu eine Geschichte:

 

Kö­n­ig Olaf war oh­ne Er­ben alt ge­wor­den und such­te ei­nen Nach­fol­ger, der in die Auf­ga­be hin­ein­wach­sen soll­te, um selbst ein­mal Kö­n­ig zu sein. Nach län­ge­rer Su­che fand er sch­ließ­lich in ei­ner Grup­pe spie­len­der Kin­der ei­nen Jun­gen, der ihm ge­fiel. Er rief ihn zu sich und er­klär­te, dass er für ihn ein sehr gro­ßes Ge­schenk hät­te. Ei­ne Vor­aus­set­zung aber sei zu er­fül­len: Er müs­se selbst an­fan­gen, sich wie ein Kö­n­igs­sohn zu be­neh­men. Nach ei­nem Jahr wol­le er zu­rück­keh­ren und se­hen, wie es mit ihm gin­ge. Schon we­ni­ge Wo­chen nach dem Be­such des Kö­n­igs war der Jun­ge gleich wie al­le an­de­ren Spiel­ge­fähr­ten. Sei­ne gu­ten Vor­sät­ze wa­ren ver­f­lo­gen. Die Um­welt und sei­ne Ge­wohn­hei­ten lie­ßen ihn im­mer wie­der in sein al­tes Le­ben zu­rück­fal­len. Nach ei­nem Jahr war des­halb die Ent­täu­schung des Kö­n­igs groß. Der Hof­mar­schall mach­te dem be­sorg­ten Kö­n­ig ei­nen Vor­schlag, den er auch be­folg­te. Kö­n­ig Olaf stell­te dem zu­künf­ti­gen Prin­zen dies­mal kei­ne Be­din­gung mehr, son­dern nahm ihn gleich zu sich an sei­nen Hof. Dort gab er ihm den Hof­mar­schall zur Sei­te, der den zu­künf­ti­gen Er­ben Tag und Nacht be­g­lei­te­te. Bei je­der Ge­le­gen­heit mach­te die­ser ihn dar­auf auf­merk­sam, dass er ei­ne sehr wich­ti­ge Auf­ga­be ha­be. Im­mer wie­der sag­te er: Ma­je­s­tät, Sie sind der zu­künf­ti­ge Kö­n­ig! Ein Kö­n­ig be­nimmt sich an­ders.“ So lehr­te er sich kö­n­ig­lich zu Be­neh­men. Und dies­mal ge­lang es. Trotz vie­ler Rück­fäl­le ver­wan­del­te sich der Stra­ßen­jun­ge doch zum wir­k­li­chen Kron­prin­zen und re­gier­te an­sch­lie­ßend sein Land.

 

Wir sehen: Als Erben sind wir Lernende. Was sollen wir denn lernen? Wir sollen lernen,

 

· im Geist zu wandeln (Gal. 5,16).

· die Frucht des Geistes in uns wachsen zu lassen (Gal. 5, 22f).

· aus Glauben und nicht durch Schauen zu leben (2. Kor. 5,7).

 

· Wir sollen nicht gleichförmig dieser Welt sein, sondern wir sollen uns verwandeln durch die Erneuerung unseres Sinnes, damit wir prüfen können, was der Wille Gottes ist: Das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene (Röm. 12,2).

 

Das soll unser Streben sein. Streben wir danach? Oder sind wir auf unserem Weg müde geworden? Wisst ihr, bereits Jesus wusste, dass wir Fürbitte nötig haben, und er hat für uns gebetet: Joh. 17:

 

9 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein -

 

11 … Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir!

 

13 .. und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben.

14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, ..

 

15 Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.

 

17 Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.

 

19 und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit.

 

20 Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben,

 

21 damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.

 

22 Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind -

 

23 ich in ihnen und du in mir -, dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.

 

24 Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.

 

Paulus betet ebenfalls:  Eph. 3:

 

16 Er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen;

 

17 dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid,

 

18 damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist,

 

19 und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.

 

2.    Wir sind reich beschenkt.

 

Gottes Gnade hat kein Ende. Gott schenkt uns seine Gnade. Und obwohl er uns seine Gnade schenkt, nimmt sie nicht ab. Seine Gnade ist grenzenlos.

 

Joh. 1,16: Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.

 

Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen Gesetz und Gnade. Das Gesetz sagt: „Tue dies und lebe“, die Gnade sagt: „Lebe und tue dies“.

 

Gott offenbart sich durch sein Wort und durch die Erkenntnis. Er bleibt nicht im Verborgenen. Wenn wir ihn in seinem Wort suchen, werden wir ihn finden. Wenn wir nach Erkenntnis und Weisheit streben, werden wir damit beschenkt.

 

1. Kor. 1,5: Wir sind in allem reich gemacht worden: In allem Wort und in aller Erkenntnis.

 

Jak. 1, 5-6: Wenn jemand unter euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln. Denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird.

 

Gott schenkt uns nicht nur ewiges Leben im Himmel, sondern Leben im Überfluss. Im Gegensatz dazu versucht Satan, uns zu schaden und unsere Beziehung zu Gott negativ zu beeinträchtigen.

 

Joh. 10,10: Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es im Überfluss haben.

 

Vertrauen wir darauf, dass uns Gott beschenkt? Nehmen wir ihn und sein Wort ernst? Oder benehmen wir uns wie Ungläubige?

 

Wie sieht unser Leben aus? Sind wir uns in unserem Tun bewusst, dass wir Erben unseres himmlischen Vaters sind? Fühlen wir uns von Gott reich beschenkt?

 

3. Wir sind nicht allein.

 

Jesus hat seinen Jüngern versprochen, ihnen einen Helfer zu senden. Und das gilt nicht nur für die Jünger der damaligen Zeit. Das gilt auch für uns heute noch.

 

Joh. 15,26: Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen.

 

Das Wort „Helfer“ (griech. Parakletos) bedeutet „zur Seite gestellt, um zu helfen“. Und diese Hilfe haben wir nötig. Der Heilige Geist will nicht nur in uns wohnen, sondern auch in, an und durch uns wirken. Er tröstet, ermutigt und hilft uns. Er lehrt uns zudem in alle Wahrheit.

 

Joh. 16,13: Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.

 

Fazit:

 

Gott stattet uns mit allem aus, was wir benötigen, um ein christliches Leben zu führen.

 

Was ist das Geheimnis eines solchen Lebens?

 

Joh. 15,5: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

 

Ohne Jesus können wir nichts tun. Natürlich können wir ein Leben ohne Gott führen. Doch das ist ein Leben in Gesetzlichkeit. Und dieses Leben ist zum Scheitern verurteilt und führt uns nicht zum Ziel.

 

Wenn wir allerdings ein gottgefälliges Leben führen möchten, sind wir auf Hilfe angewiesen. Genauso wie der Fötus durch die Nabelschnur mit der Mutter verbunden ist, sind wir als Rebe mit Jesus, dem Weinstock, verbunden. Genauso wie der Fötus alles zum Leben und zum Wachsen durch die Nabelschnur erhält, bekommen wir alles Notwendige durch die Gnade Gottes.

 

Wo befinden wir uns gerade? Sind wir Reben des Weinstocks oder sind wir abgerissen und am Verdorren? Wenn wir am Weinstock festgewachsen sind, sind wir in ihm und Jesus ist in uns. Somit bleiben wir in ihm und er in uns. Jesus ist gegenwärtig, auch wenn wir ihn nicht sehen.

 

Der Eintritt in das Reich Gottes kommt nicht aufgrund unserer eigenen Anstrengungen zustande. Wenn wir in das Reich Gottes kommen wollen, müssen wir geistlich geboren werden. Es ist ein Neuanfang, eine neue Geburt. Es macht uns frei vom alten Leben. Es ist das Werk des Heiligen Geistes in uns.

 

Erleben wir diese Freiheit? „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!“ (2. Kor. 3,17b). Nur ein Leben in der Kraft des Heiligen Geistes verhilft uns zu einem Leben in Freiheit.

 

Eine Beziehung zu Gott aufzubauen gelingt uns weder durch unsere eigene Kraft noch durch unsere Intelligenz. Wir treten durch Gnade in Gottes Familie ein, und der Geist Gottes erneuert uns. Er verhilft uns zum geistlichen Leben. Es beginnt nicht mit einem verzweifelten menschlichen Versuch, es selbst schaffen zu wollen. Wir können uns den Zugang zu Gott nicht selbst verdienen.

 

Ein Kind Gottes zu sein ist Gnade. Es ist ein Geschenk. Es ist aber auch ein Privileg. Lasst uns ein Leben aus dieser Gnade heraus leben. Gottes Gnade hat kein Ende.

 

Gott segne euch!

  • Ladet eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.

     

     

    Petrus 5,7