• Ladet eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.

     

     

    Petrus 5,7

Logos und Rhema/08.03.2015

Ich habe vor kurzem mit unserer russischen Schwester gesprochen. Sie ist dabei, deutsch zu lernen. Eine Schwierigkeit, die sie hat, ist, dass es für ein russisches Wort mehrere deutsche Worte mit verschiedenen Bedeutungen gibt. Die Wahl des Wortes verändert den Sinn des Satzes. Daher ist es wichtig, nicht nur das einzelne Wort übersetzen zu können, sondern den Sinn eines Satzes erfassen zu können.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht, was hat das mit der Bibel zu tun. Wenn wir die Bibel lesen, lesen wir das Wort Gottes. Interessant ist, dass es viele Bibelstellen gibt, in denen vom „Wort“ die Rede ist. Wenn wir den Begriff „Wort“ ins Griechische übersetzen wollen, haben wir die Wahl zwischen zwei griechischen Begriffen. Sie haben eine unterschiedliche Bedeutung. Welche Bedeutung gemeint ist, können wir nur aus dem Satzzusammenhang erfassen. Bestimmt hat jeder von euch diese zwei Worte bereits gehört. Das eine Wort ist Logos, das andere ist Rhema. Ich möchte versuchen, euch den Unterschied aufzuzeigen.

Mit dem Begriff Logos ist sehr viel mehr gemeint, als mit dem deutschen Begriff Wort wiedergegeben werden kann. Was ist ein Wort? Ein Wort besteht aus verschiedenen Buchstaben. Die Buchstaben s t u h l bilden das Wort Stuhl. Unter einem Stuhl kann sich jeder etwas vorstellen. Jeder weiß, dass ein Stuhl ein Möbelstück ist, vier Beine, eine Sitzfläche und eine Rückenlehne hat. Irgendwann hatte irgendjemand die Idee, einen Stuhl zu entwerfen, zu bauen und ihn Stuhl zu nennen. Die Idee wurde umgesetzt und das Wort Stuhl bekam seine Bedeutung. Die Buchstabenreihe KXJL ist im Gegensatz dazu bedeutungslos. Es steht keine Idee und kein Konzept dahinter. Sollte dies ein Wort bilden, könnten wir es nicht einmal aussprechen.

Der Begriff Logos umfasst nicht nur die Idee oder das Konzept, sondern auch die Intelligenz hinter der Idee und den übertragbaren Ausdruck. In der griechischen Philosophie zur Zeit des Neuen Testaments wurde der Begriff für die das Universum beherrschende Vernunft, den alles durchdringenden Geist, der alle Dinge regiert und ihnen Bedeutung gibt, verwendet. Logos war zur damaligen Zeit eines der reinsten und umfassendsten Konzepte für jene höchste Intelligenz und Vernunft oder jenen höchsten Willen, den man Gott nennt.

In Johannes 1,1-18 steht der Begriff Wort für Logos. Johannes, der Schreiber des Johannesevangeliums, verwendet es im ersten Kapitel sehr oft. Er kennt die Bedeutung des Wortes Logos. Er hat den Wortschatz seiner Zeit genommen und ihn an seine Absichten angepasst. Natürlich besteht dabei die Gefahr missverstanden zu werden. Johannes wollte allerdings erreichen, dass die Menschen den Begriff Logos entsprechend seiner Definition gebrauchen. Sie sollten verstehen, dass er damit die Person Jesus von Nazareth meint. Für ihn ist Logos nicht nur ein Konzept einer griechischen Religion, in deren Mittelpunkt zufällig Jesus steht. Für ihn ist Logos der Sohn des allmächtigen und höchsten Gottes, der in der Person von Jesus Christus Mensch geworden ist.

Vers 1:                       Das Wort und die Gottheit

Im Anfang war das Wort,

Ewigkeit

und das Wort war bei Gott,

Personalität

und Gott war das Wort.

Natur

Verse 2 bis 3:           Das Wort und die Schöpfung

Dasselbe war im Anfang bei Gott.

Uralt

Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht,

Vermittelnd

und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

Aktiv

Verse 4, 5 und 9:     Das Wort und das Leben

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Die Quelle des Lebens

Und das Licht scheint in der Finsternis,

Die Auswirkung des Lebens auf den Menschen

und die Finsternis hat's nicht ergriffen.

Die Kraft des Lebens

Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.

Die Reichweite des Lebens

Vers 10:                     Das Wort und die Welt

Er war in der Welt,

Das gegenwärtige Wort

und die Welt ist durch ihn gemacht;

Das handelnde Wort

aber die Welt erkannte ihn nicht.

Das ignorierte Wort

Verse 11 bis 13:       Das Wort und die Menschen

Er kam in sein Eigentum;

Kontakt

und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Ablehnung

Wie viele ihn aber aufnahmen,

Annahme

denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

Auswirkungen der Annahme

Vers 14:                     Das Mensch gewordene Wort

Und das Wort ward Fleisch

Das Geschehen

und wohnte unter uns,

Die Entwicklung

und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Die Offenbarung

Verse 16 bis 18:       Das offenbarende Wort

Und von seiner Fülle haben wir alle genommen

Fülle

Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

Gnade

Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.

Gott

Wir sehen: Jesus ist Logos. Wenn im Neuen Testament Logos verwendet wird, ist damit allerdings auch die Gesamtheit des Wortes Gottes und damit die ganze Heilige Schrift gemeint. Es geht bei Logos somit auch um das geschriebene Wort.

Was ist Rhema? Rhema wird für eine mündliche Rede und somit für das gesprochene Wort verwendet. Rhemata sind spezifische Worte, die einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation gegeben werden. Sie sind Worte, die aus dem gesamten Logos, also aus dem geschriebenen Wort, hervorkommen. Somit stehen sie auch im Einklang mit dem gesamten Logos und sind nicht isoliert zu betrachten. Man kann also sagen: Ein Rhema ist ein konkretes Reden aus dem geschriebenen Wort, das uns durch den Heiligen Geist geschenkt wird, indem er es in unser Leben bzw. in eine konkrete Situation unseres Lebens hineinspricht.

Die Worte, die Jesus sprach, durch die er bspw. Menschen heilte und befreite, waren Rhemata. Diese Worte waren einzelne, persönlich geoffenbarte Zusagen voll schöpferischer Kraft. Sie waren lebendig, wirksam und kraftvoll und bewirkten durch die göttliche Offenbarung Glauben im Herzen der Menschen.

Wenn du ein Rhema von Gott empfängst, weißt du es. Du weißt es in deinem Herzen, weil dieses Wort in deinem Herzen aufgrund der göttlichen Offenbarung Glauben hervorruft. Du weißt, das hat Gott zu mir gesprochen. Du weißt, das ist eine unumstößliche Wahrheit. Du weißt, dass geschehen wird, was Gott dir gesagt hat. Du weißt, dieses Wort gehört dir.

Allerdings dürfen wir nicht den Fehler begehen, dass wir ein Rhema, das ein anderer empfangen hat, nehmen und versuchen, es wie eine Formel oder ein Patentrezept für unsere Anliegen anzuwenden. Das geht nicht. Ein Rhema kann nicht einfach kopiert und zur Methode umfunktioniert werden.

Lasst uns einige Beispiele aus der Bibel nehmen, um den Unterschied zwischen Logos und Rhema deutlich zu machen.

Röm. 10,17: Der Glaube kommt aus dem Hören der Predigt, die Predigt aber aus dem Wort Gottes.

Mit dem Wort Gottes in diesem Zusammenhang ist Rhema und nicht Logos gemeint. Woher hat der Prediger seine Worte, die er spricht? Sie kommen aus dem Logos und somit aus der Bibel, dem geschriebenen Wort. Beim Predigen wird daraus ein Rhema. Wie geht das? Der Heilige Geist offenbart uns, den Zuhörern, die Inhalte der Predigt, so dass bei uns Glaube entsteht. Der Heilige Geist bewirkt, dass die Worte, die wir hören, in uns lebendig werden. Daher kommt die Predigt aus dem Rhema und der Glaube aus dem Hören der Predigt.

Lukas 1,37: Bei Gott ist kein Wort wirkungslos.

Hier ist ebenfalls Rhema gemeint. Was Gott sagt, das geschieht. Das wissen wir bereits aus dem Schöpfungsbericht. Gottes Worte sind kraftvoll, lebendig und wirksam.  

Eph.6,17: Nehmet das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.

Ein Schwert ist eine wirkungsvolle Waffe, wenn man damit umgehen kann. In dieser Bibelstelle wird das Wort Gottes mit einem Schwert verglichen. Es ist von einem bestimmten Schwert die Rede. Es geht um das Schwert des Geistes. Gottes Wort wird zu diesem Schwert des Geistes, wenn wir es im Glauben erfasst haben. Somit geht es um ein Rhema.

Kol.3,16: lasset das Wort reichlich unter euch wohnen.

In dieser Bibelstelle geht es um Logos. Paulus fordert uns hier auf, dass wir die Bibel kennen sollen. Logos soll unter uns sein und unter uns wohnen. Logos soll nicht nur ein Besucher sein, der ab und zu vorbeikommt, sondern immer da sein. Es hat seinen Platz unter uns. Logos gehört zu unserem Leben. Es hat nicht nur Platz an besonderen Tagen. Logos gehört zu unserem Alltag. Es ist Teil unseres Lebens.

Joh.17,14: Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben,...

Jesus hat die Jünger gelehrt. Das, was er vom Vater erhalten hat, hat er an sie weitergegeben. Es geht dabei um Logos.

2. Tim. 3,16: Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,

Gott ist der Verfasser der Bibel (Logos) und er hat einen Plan damit. Der Logos dient zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

Genauso wenig wie wir ein Rhema, das ein anderer erhalten hat, nicht für uns in Anspruch nehmen können, indem wir es als eine Formel verwenden, genauso wenig dürfen wir Bibelworte (Logos) als Formel verwenden. Dies kann zu Glaubenskrisen führen. Wir sind enttäuscht, weil nicht eintrifft, was wir uns erhofft haben. Wir beginnen, am Wort Gottes zu zweifeln.

Ich möchte die Praxis von Rhema anhand von Beispielen näher erklären.

1.    Beispiel: Wir lesen in Apg. 5,12: 

Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel; und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander.

Warum konnten die Apostel viele Zeichen und Wunder tun? Taten sie es, weil es geschrieben steht? Wir lesen in Joh. 14,12: 

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.

Taten sie es, weil es ihnen von Jesus verheißen wurde? Sie taten es nicht aus dem Grund, weil es niedergeschrieben war oder weil es ihnen von Jesus verheißen wurde. Sie taten es, weil ihnen das Wort durch den Heiligen Geist zum Rhema wurde. In der Bibel gibt es ca. 6 000 Verheißungen. Aber erst, wenn eine Verheißung für uns zum Rhema wird, können wir erleben, wie die Verheißung zur Realität in unserem Leben wird.

2.    Beispiel: Die Versuchung Jesu:

Der Teufel sagte das Wort Gottes als Logos. Das, was er sagte, war somit wahr. Er zitierte bspw. Psalm 91,11-12:

Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Dennoch widersprach Jesus dem Teufel. Jesus wusste, es ist zwar ein Bibelwort und somit ein Wort Gottes (Logos), aber dieses Wort war nicht als Rhema für ihn. Es war nicht das Wort des Vaters für diesen Augenblick.

Jesus bekämpfte Satans falschen, mechanischen Gebrauch eines Bibelwortes mit dem geistgewirkten Wort Gottes (Rhema) für diese spezielle Situation. Jesus ließ sich vom Teufel nicht durch ein mechanisches Zitieren von Bibelworten verführen. Er unterschied Logos und Rhema voneinander. Ohne die Erkenntnis durch den Heiligen Geist ist dies nicht möglich. Wenn Jesus die Führung des Heiligen nötig hatte, haben wir diese umso mehr nötig.

3.    Beispiel: Apg. 3

Petrus und Johannes gehen jeden Tag an dem Lahmen an der Tempeltüre vorbei. Sie hätten somit jeden Tag die Möglichkeit gehabt, ihm Heilung zuzusprechen. Erst als sie das Rhema empfangen, sprechen sie es aus und der Lahme ist gesund.

4.    Beispiel: Apg. 16,16-20

Paulus und Barnabas haben viele Tage Mühe mit der Magd, die einen Wahrsagegeist hat. Als sie das Rhema empfangen und aussprechen, ist sie frei.

Wir können also festhalten: Logos ist zum einen Jesus, zum anderen ist Logos die Bibel und somit die Quelle für die gesunde Lehre, Rhema aber ist für die Zeugung geistlichen Lebens unerlässlich. Logos wird zum tötenden Buchstaben, wenn wir es als Formel anwenden möchten. Rhema ist Gottes Wort in einer speziellen Situation. Es bewirkt Glauben in uns durch den Geist Gottes.

Logos und Rhema ist somit wichtig. Ich möchte uns ermutigen, dass wir nicht müde werden, in der Bibel zu lesen. Wir benötigen Lehre, Zurechtweisung, Besserung und Erziehung in der Gerechtigkeit.  Dies trägt zu einer positiven Veränderung unseres Verhaltens bei, denn wir werden Früchte des Geistes entwickeln. Lasst uns allerdings auch nicht müde werden im Hören auf den Geist Gottes. Denn in konkreten Lebenssituationen benötigen wir ein Reden durch den Heiligen Geist. Dieses Reden wird unsere Situation verändern und unseren Glauben stärken. Diese Erfahrungen werden zum Zeugnis für uns und für andere werden.