• Ladet eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.

     

     

    Petrus 5,7

Taufe des Kämmerers/11.10.2014

Apg. 8:

26 Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist.

27 Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten.

28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.

29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen!

30 Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?

31 Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.

32 Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jesaja 53,7-8): „Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf.

33 In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.“

34 Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem?

35 Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.

36-37 Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse?

38 Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.

39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

40 Philippus aber fand sich in Aschdod wieder und zog umher und predigte in allen Städten das Evangelium, bis er nach Cäsarea kam.

Die Begebenheit zwischen Philippus und dem Kämmerer beginnt damit, dass der Engel des Herrn zu Philippus redet. Es ist eine einfache Anweisung. „Steh auf und geh!“ Philippus ist gehorsam. Er diskutiert nicht. Er hätte sich auch weigern können: „Warum soll ich dorthin gehen? Was soll ich denn da? Die Straße, die von Gaza nach Jerusalem herabführt, ist öde. Ich kann doch in belebtere Gegenden gehen. Da kann ich viele Menschen antreffen und ihnen das Evangelium bringen. Das mit dieser Straße ist keine gute Idee. Ich will lieber woanders hingehen.“

Warum ist Philippus gehorsam? Er vertraut den Worten des Engels des Herrn, deshalb stellt er sie nicht in Frage. Vertrauen ist die Grundlage der Beziehung zwischen Philippus und Gott. Ich behaupte: Philippus kennt Gott, deshalb fällt es ihm leicht, gehorsam zu sein.

Interessant ist, dass auf diesem öden Weg der Kämmerer aus Äthiopien unterwegs ist. Er war in Jerusalem, um Gott anzubeten. Jetzt können wir uns die Frage stellen, wie ein äthiopischer Beamter auf die Idee kommt, nach Jerusalem zu reisen, um dort Gott anzubeten. In der damaligen Zeit war der Gott der Bibel in fremden Nationen als der Gott Israels bekannt. Sie wussten von den Wundern, die Gott für sein Volk wirkte. Manche Menschen aus den fremden Nationen bekamen ein Gespür dafür, dass der Gott Israels ein lebendiger Gott ist, der sein Volk liebt. Und manche begannen, an diesen Gott zu glauben und ihn im Vorhof des Tempels in Jerusalem anzubeten.

Was tut dieser Mann auf seinem Rückweg nach Äthiopien? Er liest in den Schriften des Propheten Jesaja. Versteht er, was er liest? Nein! Aber er möchte es verstehen. Dieser Kämmerer befindet sich in einer sehr hohen Position in Äthiopien. Er ist sehr mächtig. Dennoch ist er nicht überheblich, eingebildet oder arrogant. In seinem Herzen hat er eine Sehnsucht danach zu begreifen, was er in den Schriften liest.

Als Philippus den Wagen des Kämmerers sieht, spricht der Geist zu Philippus, er solle zu dem Wagen gehen. Auch dieses Mal tut Philippus, was ihm aufgetragen wird. Er sagt nicht: „Was soll ich da? Das sind doch Fremde, mit denen will ich nichts zu tun haben! Das tue ich nicht!“ Weil er dem Wagen sehr nahe kommt, hört er, mit was sich dieser Kämmerer beschäftigt. Ob er darüber verwundert ist, erfahren wir nicht. Aber er spricht den Kämmerer an. Philippus will genau wissen, wo der Kämmerer bzgl. des Glaubens steht. Daher fragt er den Kämmerer ganz direkt: „Verstehst du auch, was du liest?“

Der Kämmerer bekennt ehrlich, dass er das Gelesene nicht versteht. Er hätte auch verärgert auf diese Frage reagieren können. Er hätte erwidern können: „Was geht es dich an, ob ich das verstehe? Was bildest du dir ein, mir diese Frage überhaupt zu stellen? Weißt du nicht, wer ich bin? Ich bin ein gebildeter und mächtiger Mann aus Äthiopien. Bildest du dir etwa ein, mehr zu wissen als ich?“

Der Kämmerer bekennt nicht nur, dass er das Gelesene nicht versteht, er bittet sogar Philippus, sich zu ihm zu setzen und ihm die gelesene Stelle zu erklären. Wie reagiert Philippus? In Vers 35 lesen wir:

Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.

Mich beeindruckt die Aussage: Er tat seinen Mund auf. Philippus hätte schweigen können, aber er tut seinen Mund auf, um ihm das Evangelium zu predigen. Er hat keine Angst, dies zu tun. Er lässt sich nicht zwei Mal bitten. Wir können uns vorstellen, dass es einige Zeit gedauert hat, bis er die Schriftstelle aus Jesaja erklärt und danach das Evangelium verkündet hat. Aber beide nehmen sich die Zeit. Philippus mag das Herz gebrannt haben, weil er predigen durfte. Dem Kämmerer mag das Herz gebrannt haben, weil durch die Predigt der Glaube an Jesus in ihm Feuer gefangen hat.

Was war die Konsequenz dieses Glaubens? Der Kämmerer lässt sich auf der Stelle taufen. Er überlegt nicht lange. Er hat erkannt, dass die Taufe wichtig ist, und er zögert nicht, sich taufen zu lassen. Philippus weigert sich nicht, er zögert auch nicht. Er tauft den Kämmerer an Ort und Stelle, da sie in diesem Moment an einem Wasser vorbeikommen.

Nach der Taufe wird Philippus an einen anderen Ort entrückt und der Kämmerer geht fröhlich seines Weges weiter.

Was können wir aus dieser Geschichte für uns lernen?

Was mir besonders auffällt, ist der Gehorsam. Philippus hört auf die Stimme Gottes, die durch den Engel des Herrn und durch den Heiligen Geist zu ihm spricht. Er macht sich auf den Weg, obwohl dieser unsinnig zu sein scheint, da es in eine öde Gegend geht. Als er dort auf den Kämmerer trifft, lässt er sich von dessen Stellung nicht beeindrucken oder einschüchtern. Er verkündet offen das Evangelium von Jesus. Philippus tut zudem, was Jesus den Jüngern aufgetragen hat. Welchen Auftrag gab Jesus? Er gab den Jüngern einen Missionsauftrag. Diesen finden wir in Mt. 28:

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Der Missionsauftrag ist klar und unmissverständlich. Er gilt auch heute noch für uns. Wie verhalten wir uns? Sind wir gehorsam? Unser Auftrag ist auch heute noch, Menschen zu taufen, die zum Glauben gekommen sind, und sie zu unterrichten.

Auch der Kämmerer ist gehorsam. Durch die Predigt des Philippus glaubt er an Jesus und lässt sich taufen. Aus dem Neuen Testament wird deutlich, dass sich jeder, der glaubt, taufen lassen soll.

Mk. 16:

16 Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.

Der Glaubenstaufe folgt eine Verheißung:

17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden,

18 Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's bes-ser mit ihnen werden.

Was ist die Motivation für den Gehorsam von Philippus und dem Kämmerer? Ich behaupte, dass ihre Motivation die Liebe zu Jesus war. Aus Liebe heraus fällt es leicht, gehorsam zu sein. Der Gehorsam entspricht in diesem Fall unserer Herzenshaltung. Philippus hat sich aus Liebe zu Jesus auf den Weg zu dieser Straße ge-macht, aus Liebe zu ihm hat er den Kämmerer angesprochen und ihm das Evangelium verkündet. Aus Liebe zu Jesus hat er den Kämmerer getauft. Der Kämmerer hat sich aus Liebe zu Jesus taufen lassen. Sein Herz brannte für Jesus, als ihm die Augen für das Evangelium geöffnet wurden. Er hatte darauf nur eine Antwort und diese Antwort war die Taufe. Die Taufe ist somit ein Ausdruck unserer Liebe zu Jesus. Sie ist zwar auch ein Gehorsamsschritt. Dieser soll aber aus Liebe heraus geschehen.

Beim Kämmerer sehen wir ganz deutlich, dass er vor seiner Taufe zum Glauben an Jesus gekommen ist. Dies zeigt: Derjenige, der sich taufen lässt, muss zuvor das Evangelium gehört haben und zum Glauben an Jesus gekommen sein. In der Apostelgeschichte finden wir weitere Beispiele dafür:

2,41a Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen;

8,12 Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen sich taufen Männer und Frauen.

18,8b und auch viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.

Der Wert und die Bedeutung der Taufe gehen verloren, wenn die Taufe ohne Glaube erfolgt.

Wir wissen, dass Johannes der Täufer der Vorläufer und Wegbereiter für Jesus war. Johannes der Täufer hat das Volk dazu aufgerufen, Buße zu tun und ihre Sünden zu bekennen. Als Zeichen ihrer Umkehr wurden sie von ihm am Jordan getauft.

Wir wissen auch, dass auf die Buße und Bekehrung die Vergebung der Sünden folgt. Die Vergebung kann nicht durch eine rituelle Taufhandlung erreicht werden. Die Taufe ist somit das öffentliche Bekenntnis einer inneren Entscheidung.

Ich habe mich gefragt, ob für die Juden dieser Zeit die Taufe nicht etwas Neues oder Ungewöhnliches gewesen sein mag. Im Alten Testament finden wir keine Taufe. Allerdings gibt es verschiedene rituelle Waschungen.

1.    Waschung zur Heilung

3. Mos. 14, 8 Der aber, der sich reinigt, soll seine Kleider waschen und alle seine Haare abscheren und sich mit Wasser abwaschen, so ist er rein.

2.Kön. 5,10:

Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden.

2.    Waschung zur Reinigung von Gegenständen

Die Tempelgeräte, die für den Dienst und die Verehrung Gottes zum Einsatz abgesondert wurden, mussten geheiligt sein. Es ging dabei nicht um eine moralische Reinigung, sondern darum, dass diese Geräte einen bestimmten Zweck zu erfüllen hatten und geheiligt sein sollten. Sie wurden daher abgesondert zur Ehre Gottes. Dazu gehörte die Reinigung dieser Geräte.

2.Chr. 29:

18 Und sie gingen hin zum König Hiskia und sprachen: Wir haben gereinigt das ganze Haus des HERRN, den Brandopferaltar und alle seine Geräte, den Tisch der Schaubrote und alle seine Geräte;

19 und alle Geräte, die der König Ahas, als er König war, hatte wegwerfen lassen, als er sich versündigte, die haben wir wieder aufgestellt und geweiht; siehe, sie sind vor dem Altar des HERRN.

Als Mose über die Midianiter siegreich ist, weist Gott ihn an, die Beute zu reinigen.

4.Mos. 31:

23 und alles, was Feuer verträgt, sollt ihr durchs Feuer gehen lassen, so wird es rein; nur dass es mit dem Reinigungswasser entsündigt werde. Aber alles, was Feuer nicht verträgt, sollt ihr durchs Wasser gehen lassen.

3.    Waschung zur Reinigung

4.Mos. 8:

5 Und der HERR redete mit Mose und sprach:

6 Nimm aus den Israeliten die Leviten und reinige sie.

7 So sollst du aber mit ihnen tun, wenn du sie reinigst: Du sollst Wasser zur Entsündigung auf sie sprengen, und sie sollen alle ihre Haare ganz abscheren und ihre Kleider waschen und sich so reinigen.

Diese Waschung dient der Entsündigung.

4.    Waschung zum Dienst

2.Mos. 29:

4 Und du sollst Aaron und seine Söhne vor die Tür der Stiftshütte treten lassen und sie mit Wasser waschen

Diese Waschung war Voraussetzung für den Dienst in der Stiftshüttte.

Bei diesen Waschungen ging es also um Heilung, um Reinigung von Gegenständen, um die Reinigung von Menschen und um den Dienst für Gott.

Die Bedeutung dieser Waschungen war dem Volk Israel vertraut. Die Taufe des Johannes des Täufers war somit für sie nichts Ungewöhnliches. Er forderte sie nur zusätzlich auf, Buße zu tun. Diese Symbolik haben sie verstanden, denn es ließen sich viele Menschen taufen.

Die Taufe ist ein Bild der Reinigung.

Apg. 22:

16 Und nun, was zögerst du? Steh auf und rufe seinen Namen an und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen.

1.    Petr. 3

21 Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi,

Wenn die Sünde mit Schmutz verglichen werden kann, kann bei der Reinigung von der Sünde auch vom „Abwaschen“ gesprochen werden.

Bei der Reinigung von der Sünde kommt es allerdings auf unsere innere Herzenseinstellung an. Sie geschieht nicht aufgrund einer symbolischen Handlung, sondern aufgrund einer aufrichtigen Buße.

Was gibt es abschließend zu sagen?

Die Taufe ist nicht heilswirkend. Sie ist nicht heilsnotwendig und sie bewirkt keine Sündenvergebung.

Die Taufe ist ein Gehorsamsschritt, der aus Liebe erfolgt und durch den wir unseren Glauben in der Öffentlichkeit bekennen. Die Grundlage ist unser Glauben.

So wie Gott damals alles vorbereitet hatte, damit sich der Kämmerer bekehren konnte, so bereitet auch Gott heute noch die Situationen vor.

Gott wusste, welchen Weg der Kämmerer nimmt. Er sandte Philippus dorthin. Er bereitete das Herz des Kämmerers vor, damit der Glaube sein Herz erobern konnte. Er hatte auch das Herz des Philippus vorbereitet, damit dieser bereit war, dem Kämmerer zu dienen.

Daher dürfen wir auch heute noch offen für das Wirken Gottes sein. Er bereitet auch heute noch die Situationen vor. Unser Part ist dabei, auf ihn zu schauen und nicht auf die Umstände. Wir dürfen unser Vertrauen auf Gott setzen – in jeder Situation unseres Lebens.

Amen.